Der Ostseeraum hat viele weltgeschichtlich bedeutsame historische Ereignisse und Entwicklungen aufzuweisen, von den berüchtigten Wikingerzügen über den Aufbau der mächtigen Hanse bis zum Aufstieg zunächst Schwedens und dann Rußlands zur Großmacht. Zumeist orientiert sich aber die Historiographie an den einzelnen Ländern und ihrer Geschichte. Umso verdienstvoller ist das Buch von Wolfgang Froese „Geschichte der Ostsee”, das erstmals nicht nur einen Überblick über die Geschicke der neun Länder am baltischen Meer von der Steinzeit bis in die unmittelbare Gegenwart bietet, sondern auch auf die vielfältigen Beziehungen eingeht, die die Anrainer der Ostsee miteinander verbanden. Anders jedoch als das glänzende Werk von Hansjörg Küster über die Ostsee, das den Naturraum und die Umweltgeschichte der Region umfaßt und viele neue Perspektiven eröffnet (München 2002), wird bei Froese vor allem die traditionelle Politik- und Wirtschaftsgeschichte abgehandelt. Und so fragt sich der Leser zumeist vergeblich, wie etwa der Alltag der Menschen am baltischen Meer aussah und wie wohl ihre Lebenschancen, auch die der Frauen, unter den wechselnden Herrschaften bemessen waren.
Rezension: Talkenberger, Heike