Der französische Staatstheoretiker Alexis de Tocqueville sah in Vereinen die Grundlage der amerikanischen Demokratie. Der Bochumer Historiker Stefan-Ludwig Hoffmann knüpft hier an und erweitert in seiner lesenswerten Studie „Geselligkeit und Demokratie“ das Blickfeld auf die Vereinsbewegung in Großbritannien und Kontinentaleuropa. Den Hintergrund bildet nicht, wie sonst üblich, die Entwicklung des Bürgertums, sondern der Beitrag der Vereine zur Herausbildung der Demokratie. Das 19. Jahrhundert wird von vier Phasen der Ausbreitung dieser „lose miteinander verknüpften geselligen Gesellschaften“ bestimmt. Das „gesellige Jahrhundert“ bildet die erste Phase von der Aufklärung bis 1789. Das „Goldene Zeitalter der Vereinsbewegung“ schließt sich zwischen 1820 und 1848 an. Allerdings stand hier weniger der Partizipationsgedanke als vielmehr der des Ausschlusses im Vordergrund, wodurch sich wieder neue Assoziationen bildeten. Eine allgemeine Politisierung geht mit der dritten Phase in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts einher, ein vorläufig letzter Aufschwung ist vom späten 19. Jahrhundert bis zum Beginn des Ersten Weltkrieges zu verzeichnen. Hoffmanns Buch ist das erste der neuen Reihe „Synthesen“ bei Vandenhoeck & Ruprecht zu Problemen ziviler Gesellschaften in der europäischen Geschichte. Neben der Analyse werden „Grundlinien der Forschung“ sowie eine Auswahlbibliographie geboten.
Rezension: Daldrup, Maria