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Gewaltiger Söldnerzug

Wolfgang Will

Gewaltiger Söldnerzug

dam0123bue01.jpgÜber 10 000 fremde Söldner zu versammeln, um seine eigenen Herrschaftsambitionen durchzusetzen, erscheint noch heute als ungeheuerlich, hat jedoch nichts an Aktualität eingebüßt. Im Fall des persischen Thronanwärters Kyros, der 401 v. Chr. gegen seinen amtierenden Bruder Artaxerxes zog, ist dies auch gründlich schiefgegangen, da der Protagonist zu Tode kam. Dennoch bot der militärische Aufzug („Anabasis“) für den mitgereisten Berichterstatter Xenophon aus Athen Gelegenheit, den persischen Königssohn und Satrapen Kyros als tugendhaften, vorbildlichen Feldherrn zu schildern und sich selbst in der bald eingetretenen, führerlosen Notlage als militärischer Befehlshaber zu bewähren.

Die angeheuerten Griechen waren zu einer verlustreichen Rückkehr durch feindliche Gebiete gezwungen, die von Babylon durch das gebirgige, winterliche Hochland Kleinasiens (Ostanatolien/Armenien) an die Küste des Schwarzen Meeres hinabführte. In seinem ausgedehnten Marschbericht verbindet Xenophon Ereignisgeschichte mit exemplarischen Einzelepisoden sowie zahlreichen Reden und bietet wertvolle Einblicke sowohl in die antike Kriegführung als auch in die Natur sowie Sitten und Gebräuche fremder Gebiete. Damit gab er nicht nur eine folgenreiche literarische Vorlage ab, sondern bestärkte auch Alexander den Großen, mit griechischen Truppen durch Kleinasien ins persische Reich einzurücken.

Die Wirkungsgeschichte der „Anabasis“, die als „erstes erhaltenes Memoirenwerk“ und „das in der Antike meistgelesene Buch“ gilt, wird im Prolog von Wolfgang Wills Darstellung kurz zusammengefasst. Der Althistoriker beleuchtet im Hauptteil anschaulich sämtliche Facetten dieses Söldnerunternehmens, das einem Raubzug und Überlebenskampf gleichkam. Insgesamt geht es aber darum, das ganze Leben und Schaffen Xenophons zu erfassen und dieses in seinen historischen bzw. literarischen Kontext einzuordnen.

Zur Überprüfung, Korrektur und Ergänzung der Selbstdarstellung Xenophons zieht Will wiederholt Parallelquellen heran, die alle am Schluss des Buches genauer nachgewiesen sind. Der Epilog gibt eine Zusammenfassung von Xenophons Wirken und zeigt nochmals das politische und soziale Spannungsfeld, in dem sich der Athener bewegte. Heikel war nicht nur die Auseinandersetzung zwischen Griechen und Persern, sondern auch das Kräftemessen zwischen Athen und Sparta, aus dessen peloponnesischem Umfeld die meisten Söldner stammten. Xenophon drohte im Ausland und zeitweiligem Exil immer wieder zwischen Stuhl und Bank zu fallen, schaffte aber doch ein beachtliches Werk, das neben historischen Darstellungen auch pädagogische und ökonomische Schriften sowie Abhandlungen über seinen Lehrer Sokrates enthält. Durch die von Will ausführlich nachgezeichnete „Anabasis“ wird die antike Kriegsgeschichte letztlich heroischer Verehrung entzogen sowie der militärische Alltag als sinnloser, riskanter Gelderwerb entlarvt.

Rezension: Prof. Dr. Lukas Thommen

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Wolfgang Will
Der Zug der 10 000
Die unglaubliche Geschichte eines antiken Söldnerheeres
Verlag C. H. Beck, München 2022, 314 Seiten, € 28,–

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