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Gräfliche Spurensuche

Casimir Bumiller

Gräfliche Spurensuche

dam0120bue05.jpg„Gammertingen ist eine Kleinstadt im Landkreis Sigmaringen in Baden-Württemberg.“ So beginnt der „Wikipedia“-Artikel über einen Ort, dessen Grafen in der großen Geschichte des Hochmittelalters agierten. In vorbildlicher Weise stieß die Stadt Gammertingen selbst eine historische Bearbeitung an. In seinem gelungenen Buch trägt Casimir Bumiller die Spuren des wenig beachteten Grafengeschlechts und seiner weiten Verflechtungen zusammen. Wegen der Zugänge, Fragestellungen und Ergebnisse verdient das Werk überregionale Beachtung.

Die Verlockung zur Lektüre beginnt in jedem Kapitel mit der knappen Nennung von Fakten. Diese werden sorgfältig diskutiert und um plausible Hypothesen bereichert. So erhalten die Grafen von Gammertingen eine beachtliche Vor- und Wirkungsgeschichte. Bisher waren die fünf Generationen zwischen 1080 und 1170 eher nur Spezialisten bekannt, die von den Verflechtungen und Leistungen wussten. Kennzeichen des Rangs waren die zeitweilige Vogtei über das Kloster St. Gallen oder die Gründung des Frauenkonvents im Kloster Zwiefalten.

Bumiller bringt die schütteren historischen Quellen jetzt mit dem berühmten Spangenhelm von Gammertingen aus der Merowingerzeit und neuen Grabungen von Sören Frommer in der Michaelskapelle zusammen. So entstehen neue Einsichten in die Dauer adliger Herrschaft, die sorgfältig dokumentiert und wissenschaftlich abgesichert werden – ein wohltuender Unterschied zu manchmal allzu kühnen Spekulationen in Ortsgeschichten. Bumiller betont: „Wie alles an der Geschichte der Grafen von Gammertingen ist auch das weitere Schicksal der Herrschaft Gammertingen im 13. Jahrhundert mit erheblichen Problemen und Verständnisschwierigkeiten behaftet.“

Mit diesem Buch besitzen wir jetzt eine neue Gesamtdarstellung des Grafengeschlechts und seiner Handlungsfelder. Mit Kaiser Heinrich IV. eroberte Graf Ulrich von Gammertingen 1083 im Investiturstreit Rom. In der nächsten Generation gelang eine hochrangige Heiratsverbindung mit der zähringischen Herzogsfamilie. Der Verkauf bedeutender Besitzungen am Oberlauf des Inns im Engadin 1137/1139 dokumentiert die Breite von Besitz und Einfluss. Das dynastische Ende in den 1160er Jahren fiel mit der Katastrophe anderer großer Adelsfamilien des Stauferreichs zusammen.

Die angenehme Lektüre hätte durch die Übersetzung der chronikalischen Berichte ins Deutsche noch gewinnen können. Festzuhalten aber ist, dass dieses Buch einer kleinen Stadt im schwäbischen Laucherttal seine große hochmittelalterliche Geschichte sichert.

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Rezension: Prof. Dr. Bernd Schneidmüller

Casimir Bumiller
Zwischen Alb und Alpen
Die Grafen von Gammertingen in der politischen Welt des Hochmittelalters
Südverlag, Konstanz 2019, 208 Seiten, € 24,90

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