Anders als bei den meisten vergleichbaren Veröffentlichungen beschränkt sich Bernhard Schütz in seinem Bildband „Große Kathedralen des Mittelalters“ nicht auf gotische oder romanische Gotteshäuser, sondern spannt den Bogen deutlich weiter, von der Jahrtausendwende bis in die Zeit um 1500. Sein Auswahlkriterium ist nicht der Stil, sondern die Kathedrale in ihrem kirchenrechtlichen Sinn als Bischofskirche. Geprägt ist der Band von den opulenten, großformatigen Bildern. Schon die ersten Seiten machen Lust zum Weiterblättern und Staunen: der Hohe Chor des Kölner Doms, der Dom von Florenz vor stahlblauer Himmelskulisse über eine Doppelseite gezogen, die Westfassade der Kathedrale von Amiens… Doch nicht nur die Gesamtansichten der Kathedralen sind großformatig wiedergegeben, sondern auch die Skulpturen – vom Bamberger Reiter bis zum lächelnden Engel der Kathedrale von Reims. Insgesamt werden so 36 Kathedralen, nach Ländern geordnet, vorgestellt. Dabei werden Frankreich, England, Italien, Spanien und Deutschland ausgewogen berücksichtigt, wobei unter Deutschland (mit dem Zusatz „Ehem. Heiliges Römisches Reich“ versehen) auch Basel und Prag eingereiht sind. Das ist für das Mittelalter durchaus schlüssig, doch dann hätte man auch Straßburg hier einordnen müssen (und nicht bei Frankreich). Doch zeigt dies nur einmal mehr, wie schwierig es ist, mittelalterliche Entwicklungen in heutige Staatsgrenzen zu übertragen. Jedem Länderkapitel ist eine Einleitung vorangestellt, die auf die jeweilige Entwicklung im Überblick eingeht. Knapp wird auf die historische Ausgangssituation verwiesen, darauf folgen einführende Bemerkungen zur Architekturgeschichte. Ebenso klar gegliedert sind die Texte zu den einzelnen Kathedralen: einem kurzen allgemein-historischen Auftakt folgt die Darstellung der Baugeschichte sowie eine Beschreibung des Baus. Die Texte sind auch für den Laien verständlich geschrieben, und wer mit einem Fachbegriff nichts anzufangen weiß, bekommt diesen anhand eines perspektivischen Schaubildes im Anhang erläutert. Sehr hilfreich ist auch, daß die Grundrisse aller Kathedralen mit abgebildet sind.
Rezension: Oster, Uwe A.