Auf die Revolution 1918/19 können die Deutschen stolz sein, das betont auch der Journalist Wolfgang Niess und führt aus, dass die deutsche Geschichtsschreibung dies lange nicht so sah: Die Vorgänge 1918/19 wurden parteilich beurteilt; die Revolution galt entweder als überflüssig, als verraten oder als missglückt. So hat es lange gedauert, bis die historischen Vorgänge angemessen gewürdigt werden konnten.
Niess legt besonderes Augenmerk auf die unterschiedlichen Positionen der linken Gruppierungen und leitet daraus ab, dass es bei den Berliner Unruhen im Januar 1919 nicht vor allem um die Abwehr „des Bolschewismus“ gegangen sei. Ebenso wenig habe es sich um einen „Spartakusaufstand“ gehandelt, auch wenn der Begriff sich durchgesetzt habe, denn zu inkonsequent sei die Haltung der KPD zu den Geschehnissen auf der Straße gewesen. Der Autor bietet insgesamt einen flüssig geschriebenen und gut strukturierten Überblick über die Geschehnisse. Bedauerlich ist allerdings, dass der Argumentationsgang nicht durch Anmerkungen belegt und vertieft wird.
Rezension: Dr. Heike Talkenberger
Wolfgang Niess
Die Revolution von 1918/19
Der wahre Beginn unserer Demokratie
Europa Verlag, Berlin/ München/Zürich/Wien 2017, 463 Seiten, € 24,90