Als das Bundeskabinett sich Ende Juni in dem neubrandenburgischen Schloß Neuhardenberg zu einer Klausurtagung traf, las Bundeskanzler Gerhard Schröder den versammelten Ministern aus der Hardenberg-Biographie von Ingo Hermann vor. Daß er daran die Feststellung knüpfte, auch Hardenberg stamme aus Hannover und sei ein Reformer gewesen, mag als Vergleich weit hergeholt sein, doch auch der Autor selbst nimmt diesen Gedanken auf, “aus der Sicht des 21. Jahrhunderts und der Erfahrung, dass wieder eine politische Elite im Führungsstau steht, zwar die Notwendigkeit von Reformen beschwört, aber die Kraft zum Handeln nicht aufbringt”. Trotz des Schwerpunkts auf der Politik und den Reformbemühungen des Staatskanzlers ist das Buch fast noch spannender, wenn es um den “Menschen Hardenberg” geht, vielleicht weil diese Seite des Staatsmanns bisher wenig Beachtung gefunden hat. Auch wer in den bisweilen komplizierten Materie der napoleonischen Kriege und der Stein-Hardenbergschen Reformen nicht “drinsteckt”, wird seinen Gewinn aus der Lektüre ziehen können. Leider schlägt sich Hermann ab und an etwas zu unreflektiert auf die Seite seines “Helden”. Daß etwa das Heilige Römische Reich 1772 als “politische Wirklichkeit… längst am Ende” sei, läßt außer Acht, daß es Ansätze zu dessen Reform gegeben hat und diese nicht von
Rezension: Oster, Uwe A.