Noch sind uns die bewegenden Bilder der Trauerfeier für Helmut Schmidt im Gedächtnis, da liefert der Buchmarkt schon die einschlägige Lektüre. Der Journalist Gunter Hofmann, der mit den damaligen Bonner Verhältnissen bestens vertraut ist, auch schon Richard von Weizsäcker porträtierte und ein Buch zum Verhältnis Schmidts zu Willy Brandt verfasste, hat eine flott geschriebene Biographie über Helmut Schmidt parat. Hofmann schildert das politische und private Leben Schmidts wie ein Insider. Er erzählt von Schmidts Jugend unter Hitler und seinem Einsatz als Soldat, von seinen frühen Weggefährten und politischen Gegnern, seinem Aufstieg vom Hamburger Senator für die Polizeibehörde über das Amt des Verteidigungs- und später Finanzministers bis schließlich zur Kanzlerschaft – und vom erheblichen Einfluss, den Schmidt auch nach seinem Ausscheiden aus der aktiven Politik als Herausgeber der „ZEIT“, elder statesman und moralische Instanz ausübte. Die neuen gesellschaftlichen Strömungen, ob Friedens-, Öko- oder Frauenbewegung, waren Schmidt fremder als Brandt. Zur größten Herausforderung für den Kanzler aber wurde die zweite Terrorwelle der „RAF“ seit 1974, die ihn zwang, über Leben und Tod entscheiden zu müssen. Das Leben des Arbeitergeberpräsidenten Hanns Martin Schleyer hat Schmidt nicht retten können; auf die Forderungen der Geiselnehmer ist er, anders noch als bei der Entführung des Berliner CDU-Vorsitzenden Peter Lorenz, nicht eingegangen. Hofmann macht plausibel, warum Schmidt so entschied. Warum es jedoch überhaupt zum deutschen Terrorismus kam, das erfährt man nicht.
Rezension: Dr. Heike Talkenberger