Die aus einer sephardisch-jüdischen Familie stammende Schriftstellerin Henriette Herz, geborene de Lemos, gehörte zu den bedeutendsten Persönlichkeiten der Berliner Frühromantik. Befreundet mit der Salonnière Rahel Varnhagen, führte Henriette Herz den bekanntesten literarischen Salon, in dem die Brüder Wilhelm und Alexander von Humboldt, der Philosoph Friedrich Schleiermacher oder der Bildhauer Johann Gottfried Schadow ebenso verkehrten wie die Dichter Clemens Brentano oder Jean Paul. Konfessions-, Standes- oder Geschlechtergrenzen wurden kaum beachtet – sehr ungewöhnlich für die damalige Zeit.
Obwohl Henriette Herz zahlreiche ihrer Briefe und ihre Tagebücher verbrannt hat, ist zum Glück doch noch einiges von ihr und über sie erhalten geblieben. Die geistreiche Frau in ihren Erinnerungen, Briefen und anderen Zeugnissen neu zu entdecken, dazu lädt ein schöner Band von Rainer Schmitz ein.
Von ihm stammt auch das kundige Nachwort. Und so kann man sich anstecken lassen von dem leichten Ton und der Freude an der Geselligkeit als dem wahren Ort der Bildung. Auch über das Leben von Frauen aus diesen Kreisen, etwa von denen, die zu jung verheiratet wurden – ein Schicksal, das Henriette etwa mit Dorothea Schlegel teilte –, kann man Aufschlussreiches lesen.
Rezension: Dr. Heike Talkenberger