Als Hofnarr ist er in die Geschichte eingegangen, als unglückliche, dem Alkohol verfallende Figur, als Opfer brutaler königlicher Machtausübung: Jacob Paul von Gundling. Dabei ist Person und Schicksal des am Hof des Soldatenkönigs Friedrich Wilhelm I. tätigen Gelehrten wesentlich facettenreicher, als diese verkürzte Sicht vermuten läßt. Daß Jacob Paul Gundling in demütigender Weise vom König und seinem Tabakskollegium traktiert wurde, daß er etwa in närrischem Kostüm hohe Staatsgäste empfangen mußte und daß er schließlich in einem mit entehrenden Sprüchen versehenen Weinfaß beerdigt wurde, dies alles kann nicht bestritten werden. Doch Martin Sabrow macht in seinem gut recherchierten, sehr lesenswerten Buch „Herr und Hanswurst“ auch andere Aspekte stark, vor allem die Anerkennung, die Gundling als Historiker genoß, sein umfangreiches Oevre und seine erfolgreiche Tätigkeit als Präsident der Societät der Wissenschaften. Es entsteht eine differenzierte Biographie des Hofgelehrten, und der Leser versteht, daß an der Person Gundlings tiefgreifende Widersprüche der preußischen Hofgesellschaft offenbar werden.
Rezension: Talkenberger, Heike