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Hitlerjunge Schall – Die Tagebücher eines jungen Nationalsozialisten

Postert, André

Hitlerjunge Schall – Die Tagebücher eines jungen Nationalsozialisten

„Aber unerbittlich wird das Erwachen sein! Bis dahin müssen wir ganze Nationalsozialisten sein, den Blick nach vorn, nur in Gedanken an Adolf Hitler und unser Deutschland, nicht in romantischer Schwärmerei, sondern zielbewusst und hart.“ Diese Zeilen vertraute am 9. Dezember 1931 der 18-jährige Hitlerjunge Franz Albrecht Schall (1913 –2001) seinem Tagebuch an.

Wie wurden junge Menschen zu Nationalsozialisten? Was fanden sie an der NSDAP so attraktiv? Eine wichtige Quelle, um diesen Fragen nachzugehen, sind die jetzt erstmals veröffentlichten Tagebücher Schalls. André Postert hat die wiedergefundenen Aufzeichnungen, die man flüssig lesen kann, mit informativen Kommentaren versehen und in den zeitgeschichtlichen Kontext eingeordnet. Albrecht Schall wuchs in einem bildungsbürgerlichen, protestantischen Elternhaus auf und engagierte sich in der PfadfinderBewegung. Sein Vater war konservativ eingestellt, unterstützte aber die Weimarer Demokratie und stand in engem Kontakt zu seinem Schulfreund Hermann Hesse. Während des Nationalsozialismus wurde er sogar von der Gestapo inhaftiert. Sein Sohn Franz jedoch trat schon vor der Machtübertragung im Alter von 17 Jahren in die Hitler-Jugend (HJ) und 1932 in die NSDAP ein – und blieb überzeugter, zum Teil sogar fanatischer Nationalsozialist. Rassismus und Führerkult hatten sich wie die nationalsozialistische Ideologie fest in ihm verankert.

Nach handwerklicher Ausbildung und Studium wurde er in der Nazi-Zeit Lehrer an der „Adolf-Hitler-Schule“ Sonthofen, wo sein prominentester Schüler der Schauspieler und Autor Hardy Krüger ( geb. 1928) wurde. Dort galt Schall als menschlicher Pädagoge, der als Vorbild überzeugen wollte. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs war er weiter als Erzieher tätig, zuletzt in Rothenburg ob der Tauber.

Deutlich wird an dieser Quelle, welche Prägekraft eine Ideologie entfalten kann, die geschickt die Sinn- und Identitätssuche junger Menschen auszunutzen weiß. Bewusst förderte die HJ bei den Jugendlichen das Gefühl, gegen die Welt der Älteren zu rebellieren. Klare Feindbilder, kultische Rituale und Feiern sowie Kameradschaft, gefühlsbetonte Gläubigkeit, Ekstase und harter körperlicher Drill förderten den hingebungsvollen Idealismus bis zur Selbstaufgabe. Zudem unterstützte eine auf kollektive Gefühlserlebnisse setzende politische Kultur diese Überzeugungen. Diese Quelle ist eine wichtige Lektüre und auch für die politische Bildung sehr gut geeignet.

Rezension: Prof. Dr. Dr. Rainer Hering

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Postert, André
Hitlerjunge Schall – Die Tagebücher eines jungen Nationalsozialisten
Deutscher Taschenbuch Verlag, München 2016, 360 Seiten, Buchpreis € 24,00
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Mam|ma  〈f.; –, –mae [–m:]; Anat.〉 Brustdrüse, Zitze [lat., ”weibl. Brust“]

Pur|pu|rin  〈n. 11; unz.〉 scharlachroter Anthrachinbeizenfarbstoff, der in der Krappwurzel vorkommt, chem. Trioxyanthrachinon

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