Denkt man an wichtige Unterstützer Hitlers und seiner Diktatur, so wird man nicht als Erstes an den Adel denken. Gleichwohl hat die Tatsache, dass sich Hitler auch mit adligen Bewunderern umgeben konnte, nicht wenig zur Akzeptanz des Regimes im Ausland beigetragen. Wie schon andere vor ihm hat sich Hubertus Büschel mit Herzog Carl Eduard von Sachsen-Coburg und Gotha eine schillernde Persönlichkeit ausgesucht, deren Aktivitäten während der NS-Zeit er beschreibt.
Geboren wurde der Enkel von Queen Victoria als Duke of Albany in der Grafschaft Surrey, England. Von 1905 bis 1918 regierte er als Carl Eduard das Herzogtum Sachsen-Coburg. Büschel erzählt, wie aus dem national gesinnten Adligen ein Nationalsozialist wurde und von den zahlreichen Ämtern, die der Herzog bekleidete. Er verfügte dank seiner hochadligen Herkunft über ein weitgespanntes Netzwerk und nutzte dieses intensiv, um für das Regime in aller Welt zu werben. Das wichtigste Amt war das des Präsidenten des Deutschen Roten Kreuzes. Dass Carl Eduard wirklich nichts von der Judenvernichtung wusste, wie er nach dem Krieg behauptete, hält Büschel für wenig glaubwürdig; zudem habe der Herzog geschwiegen, geduldet, beruhigt, wo er energisch hätte gegenlenken müssen. Büschel erzählt anschaulich und nachvollziehbar; analytisch hat das Buch weniger zu bieten. Hier bleiben manche Fragen offen.
Rezension: Dr. Heike Talkenberger