Mit seinem 2009 im englischen Original und nun auf Deutsch erschienenen Buch „Feuersturm“ hat der britische Historiker und Journalist Andrew Roberts eine kompakte und gut lesbare Gesamtdarstellung des Zweiten Weltkriegs vorgelegt. Anders aber als der Untertitel des englischen Buchs – „A New History of the Second World War“ – suggeriert, bietet der Band kaum wirklich neue Erkenntnisse.
Stattdessen bietet Roberts eine detailreich, lebendig und mitunter auch berührend erzählte Geschichte eines Krieges, der aus seiner Sicht der „erste vollständig politisch-ideologisch motivierte“ war, „den die Welt erlebte“. Die Darstellung gliedert sich chronologisch in die drei Teile „Angriff“, „Wechseljahre“ und „Vergeltung“. Neben „Präludium“ und „Schluss“ schildert Roberts in 18 Kapiteln das Geschehen auf den verschiedenen Kriegsschauplätzen.
Abgesehen vom Kapitel über den Holocaust, betrachtet Roberts den Zweiten Weltkrieg primär aus einer militär-, genauer gesagt operationsgeschichtlichen Perspektive. Sozioökonomische Aspekte werden in die Darstellung zwar eingeflochten, aber nicht systematisch analysiert und gewichtet. Auffällig ist jedoch vor allem die Deutschland-Fixierung seiner Darstellung. Lediglich drei der 18 Kapitel sind Japan und dem pazifischen Kriegsschauplatz gewidmet.
Die zentrale Figur in Roberts’ Erzählung des Zweiten Weltkriegs ist Adolf Hitler. In Vorbereitung und verbrecherischer Durchführung ist es vor allem sein Krieg. Die deutsche Generalität charakterisiert Roberts zwar als in weiten Teilen „korrupt, moralisch verkommen, opportunistisch und meilenweit weg vom Idealbild der unideologischen Ritterlichkeit“. Eine eingehendere Analyse der Herrschaftsstrukturen des „Dritten Reiches“ und der Mitverantwortung der deutschen Eliten unterbleibt jedoch leider.
Stattdessen greift Roberts immer wieder die Frage auf, warum der Zweite Weltkrieg für die Achsenmächte trotz ihrer beachtlichen militärischen Erfolge in den ersten Kriegsjahren schließlich mit einer totalen Niederlage endete. Die Hauptgründe dafür sieht er bei Hitler und dessen in entscheidenden Situationen begangenen Fehlern, vor allem aber in seinen handlungsleitenden ideologischen Obsessionen. Dementsprechend konstatiert Roberts am Ende seines Buches: „Der wahre Grund dafür, warum Hitler den Zweiten Weltkrieg verlor, war genau derjenige, der ihn diesen Krieg überhaupt erst entfesseln ließ: Er war ein Nazi.“
Rezension: PD Dr. Christian Th. Müller
Andrew Roberts
Feuersturm
Eine Geschichte des Zweiten Weltkriegs
Verlag C. H. Beck, München 2019, 896 Seiten, € 39,95