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Im Harem des persischen Sonnenthrons

Tâdsch os-Saltane

Im Harem des persischen Sonnenthrons

Die aktuellen Ereignisse in der Islamischen Republik Iran werden seit Jahren kontrovers diskutiert, dagegen tritt die lange und komplexe Geschichte des Landes oft zurück. In den Memoiren der Prinzessin Tâdsch os-Saltane (1884 –1936), einer Tochter des Schahs Nasir od-Din aus der Dynastie der Kadscharen (Regierungszeit 1794 bis 1925), wird jedoch ein Stück der politischen und kulturellen Entwicklung Irans höchst lebendig.

Das Buch setzt ein mit der Kindheit der Autorin im königlichen Harem. Ihre Erziehung war einer schwarzen Leibdienerin übertragen. Ihre Mutter sah die Prinzessin nur zweimal am Tag, den geliebten Vater eher selten. Im Alter von neun Jahren wurde sie mit dem Sohn eines hohen Würdenträgers am väterlichen Hof verheiratet. In ihrer Ehe fühlte sich Tâdsch os-Saltane unglücklich; dreimal versuchte sie, sich das Leben zu nehmen. Andererseits nutzte sie die Jahre ihrer Ehe, um sich fortzubilden. Insbesondere beschäftigte sie sich mit persischer bzw. europäischer Geschichte und Literatur und lernte Französisch. Ihr neuerworbenes Wissen vermittelte der jungen Frau eine veränderte Sicht auf die iranische Tradition und Religion. Grundlegend änderte sie ihr Leben und fasste den Entschluss, sich scheiden zu lassen. Hier brechen ihre Memoiren abrupt ab.

Die Autobiographie hat einen eigenen historischen Quellenwert, da es sonst keine Schriften gibt, die aus dem Harem des persischen Herrschers berichten. Das Alltagsleben in diesem von der Außenwelt weitgehend abgeschnittenen Lebensraum beschreibt die Autorin eindringlich, so die um die Gunst des Königs wetteifernden Frauen, das Dienstpersonal und nicht zuletzt das schwierige Verhältnis zu ihren Eltern. Darüber hinaus reflektiert Tâdsch os-Saltane kritisch die Unfreiheit der iranischen Frau und deren mangelnde Bildungschancen, die patriarchalen Strukturen der iranischen Gesellschaft und die Korruption in ihrem Land. Engagiert fordert sie Reformen, um den Rückstand Irans in Wirtschaft und Technik zu überwinden.

Die lesenswerten Memoiren, aus der Sicht einer Angehörigen der privilegierten Oberschicht geschrieben, sind so ein eindrucksvolles Zeugnis der rasanten Veränderungen in Iran, die Folge der einsetzenden Industrialisierung und der verstärkten Auseinandersetzung mit westlichem Gedankengut und Lebensstil waren. Dies führte in den Jahren von 1905 bis 1911 zur Konstitutionellen Revolution, die den Iran als einem der ersten Länder des Vorderen Orients eine Verfassung bescherte.

Die Autorin kleidet ihre Erinnerungen in einen fiktiven Dialog. Ihr Stil ist einfach, klar und ungekünstelt, und die Übersetzung des Heidelberger Iranisten Siegfried Weber gibt den emotionalen, oft leidenschaftlichen Ton ihrer Memoiren kongenial wieder. Weber hat dem Text noch ein gelungenes Nachwort sowie hilfreiche Register folgen lassen. Wir erfahren, dass auch Tâdsch os-Saltanes Leben vom Umbruch geprägt blieb: Ihre späteren Ehen scheiterten, verarmt starb sie 1936 in Teheran.

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Rezension: Prof. Dr. Monika Gronk

Tâdsch os-Saltane
Im Harem des persischen Sonnenthrons
Osburg Verlag, Berlin 2010, 269 Seiten, Buchpreis € 19,95
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