Gott habe die Amerikaner als die „Haupt-Organisatoren der Welt“ vorgesehen, er habe sie „zu Experten im Regieren gemacht“, damit sie „unter wilden und erschöpften Völkern die Regierung übernehmen“. Diese Aussage des Senators Albert Beveridge aus Indiana stammt aus dem Jahr 1900 und klingt dennoch seltsam vertraut. Die missionarischen Bemühungen der US-Regierung, das eigene Freiheitsideal (liberty, freedom) auf dem Globus zu verbreiten und die Völker damit zu „beglücken“ – notfalls auch mit Gewalt –, erregen jedoch heute durchaus Protest.
Mit der Geschichte des Freiheitsbegriffs in den USA und den Kontroversen um seine Auslegung befaßt sich das neue Buch „Im Namen der Freiheit – Die amerikanische Mission“ der Autoren Gerhard Besier und Gerhard Lindemann vom Hannah-Arendt-Institut für Totalitarismusforschung. Flüssig und unterhaltsam geschrieben ist ihr Werk, das einen Schnelldurchgang durch 230 Jahre US-Geschichte bietet – immer am Aspekt des Freiheitsgedankens orientiert.
Vom Unabhängigkeitskampf über den Sezessionskrieg, den Rassenkonflikt und Vietnam bis zum 11. September spannt sich der Bogen, in dem die Autoren kenntnisreich die großen innenpolitischen Grabenkämpfe Amerikas aufzeigen, die vom Ausland nicht immer im Detail wahrgenommen wurden. Zwar profilieren sich beide Autoren als überzeugte „Atlantiker“, doch ziehen sie eine kritische Bilanz der gegenwärtigen US-amerikanischen Politik mit ihrer Einstellung zum Freiheitsgedanken.
Rezension: Böhles, Marcel