Eine Geschichte des frühen Griechenland zu schreiben ist ein schwieriges Unterfangen, denn anders als bei der frühen römischen Geschichte, die ihren Nukleus in der Gründung der Stadt Rom und ihrer Entwicklung hat, fehlt ein solcher Fixpunkt in der von rund 1000 Stammesgemeinden und Stadtstaaten geprägten Geschichte der griechischen Frühzeit. Klaus Bringmann, der bis zu seiner Emeritierung an der Universität Frankfurt am Main lehrte und durch Standardwerke zur Antike bestens ausgewiesen ist, gelingt trotzdem ein konzises Bild der Geschichte Griechenlands zwischen dem 12. und dem 5. Jahrhundert v. Chr.
Aufgrund der schwierigen Quellenlage verzichtet Bringmann für die früheste Zeit auf eine fortlaufende Erzählung der Ereignisgeschichte; stattdessen akzentuiert er die jeweiligen Zeitverhältnisse und ihren Wandel. Diese werden seit 800 v. Chr. besser greifbar, denn nun treten Schriftzeugnisse den archäologischen Funden zur Seite. Was „Ilias“ und „Odyssee“ über Götter und Menschen sowie deren Leben (etwa über die Geselligkeit des Adels, politische Strukturen oder sportliche Wettkämpfe) aussagen, welch überragende Bedeutung das Meer und der Seehandel für die Griechen hatten, wie es zum alles beherrschenden Dualismus zwischen Athen und Sparta kam oder wie es gelang, die Perser zurückzuschlagen, wird anschaulich beschrieben. Zahlreiche Quellenzitate lassen die Argumentationen Bringmanns gut nachvollziehbar werden.
Rezension: Dr. Heike Talkenberger