Imperien haben über Jahrhunderte eine große Vielfalt von Kulturen und Ethnien mit den unterschiedlichsten sozialen und religiösen Strukturen, Geschichten und Traditionen beherrscht und integriert. Diese Diversität war für die Reiche Quelle ihrer Blüte und Macht, aber auch fortwährende Herausforderung, da der Machterhalt differenzierte Strategien und immensen Ressourceneinsatz erforderlich machte. Jane Burbank und Frederick Cooper führen in ihrem Buch durch 2000 Jahre globale Imperiengeschichte und erläutern dabei zum Beispiel die Beherrschungspraktiken der Mongolen unter Dschingis Khan, die ihre Hegemonie mit Gewalt und Einschüchterung durchsetzten, des Habsburger Reiches, das die Religion ins Zentrum seiner Machtstrategie rückte, oder auch der Kolonialmächte in Ozeanien, die bewusst Differenzen aufrechterhielten und die Bevölkerung in Privilegierte und Unterdrückte schied. Unabhängig von den Besonderheiten der untersuchten Imperien orientiert sich jedes Kapitel an fünf Leitfragen. Die Autoren beurteilen die Reiche anhand ihrer außenpolitischen Repräsentanz, ihrer Vorstellungswelt, ihres Machtrepertoires, ihrer diplomatischen Beziehungen und ihres Umgangs mit den eroberten Kulturen. Die jeweiligen Analysen und Charakteristika werden konzise zusammengefasst. Auf profunde und unterhaltsame Weise erfährt der Leser vom Schicksal zahlreicher Völker und Dynastien, vom antiken China und Rom, dem Osmanischen Reich bis hin zu Russland und Großbritannien. Auf den letzten knapp 300 Seiten des Buches stellen Burbank und Cooper vergleichende Überlegungen und Problematisierungen zu Voraussetzungen, Historie und Konstitution von Imperien an, die ideengeschichtlich absolut zu überzeugen wissen.
Rezension: Christian Volkholz