Abenteuerlust und die Hoffnung auf Freiheit waren es, die den jungen Franz Eckstein aus Dresden dazu bewogen, sich 1867 der Fremdenlegion anzuschließen. Später verfasste Eckstein Erinnerungen an diese Zeit. Der Journalist Thomas Rietzschel, der in seinem Elternhaus auf die Handschrift stieß, präsentiert dem Leser nicht nur dessen Erlebnisse, sondern er bietet den historischen Kontext und verknüpft sie zudem mit den Geschicken seiner eigenen Familie zwischen Erstem Weltkrieg und später DDR.
In Algerien, seinem Einsatzort, geriet Franz Eckstein mehr als einmal in höchst gefährliche Lagen, sei es bei einem steilen Aufstieg zu einem Fort, bei dem er fast vom Felsen gestürzt wäre, sei es bei der Jagd auf gefährliche Tiere. Doch was ihn am meisten quälte, waren die endlosen Fußmärsche, um feindliche Berber oder Beduinen zu bekämpfen, die sich stets zu entziehen wussten. Die Sinnlosigkeit des zermürbenden Wartens in der Redoute, der sinnlose Kampf, das ließ viele den Mut verlieren. Man betäubte sich mit Absinth; Desertion wurde mit dem Tod bestraft. Franz Ecksteins akkurate Schilderungen lassen eine Welt wiederauferstehen, die man selten aus dieser Perspektive dargestellt findet.
Rezension: Dr. Heike Talkenberger
Thomas Rietzschel
Die Handschrift des Legionärs Franz Eckstein
Spurensuche eines Jahrhunderts
Paul Zsolnay Verlag, Wien 2017, 200 Seiten, € 22,–