Der Fotograf Wendelin Bottländer reiste zwischen 1980 und 1983 immer wieder nach Ost-Berlin und hielt mit seiner Kamera das dortige Leben fest. Anders als viele Fotografen zeigt er nicht nur die bekannten Eindrücke von tristen Straßen und Plätzen, von Passanten und karg bestückten Schaufenstern, also von der öffentlichen Seite der DDR. Vielmehr gelingen Bottländer eindrückliche Innensichten in den DDR-Alltag, wenn er etwa Küchen, Wohn- und Kinderzimmer ablichtet oder Kundinnen an der Kasse eines HO-Ladens mitsamt einem Blick in deren Einkaufswagen. Das Warenangebot wird genau unter die Lupe genommen, im Tapetenladen, in der Bäckerei. Die Mienen der Jugendlichen, die Bottländer fotografiert, changieren zwischen Skepsis und Nonkonformismus. Eine Welt zwischen Stillstand und Umbruch öffnet sich dem Betrachter.
Rezension: Dr. Heike Talkenberger
Wendelin Bottländer
Bunt und Grau
Ost-Berlin 1980 bis 1983
Mitteldeutscher Verlag, Halle (Saale) 2019, 127 Seiten, € 18,–