Anzeige
1 Monat GRATIS testen, danach für nur 9,90€/Monat!
Startseite »

Italien und seine Invasoren – Vom Ende des römischen Reiches bis heute

Arnaldi, Girolamo

Italien und seine Invasoren – Vom Ende des römischen Reiches bis heute

Italiens Geschichte ist auch deshalb besonders komplex, weil sie – von den Eroberungen des Westgotenkönigs Alarich in den Jahren 401 bis 410 bis zu der vom Wiener Kongreß bestimmten österreichischen Hegemonie (bis 1859/1866) – sehr oft von fremden Mächten mit bestimmt gewesen ist. Invasoren im engeren Sinn waren freilich nur die der Völkerwanderungszeit und im 11. Jahrhundert die Normannen. Die fränkischen Könige Pippin und Karl der Große waren im 8. Jahrhundert von den Päpsten gegen die Langobarden zu Hilfe gerufen worden, und dasselbe widerfuhr im 13. Jahrhundert den Anjou gegen die Staufer. Die von deutschen und französischen Fürsten in Italien gegründeten Staaten haben ihrerseits Traditionen und Ansprüche begründet.

Die daraus besonders zwischen Deutschland und Italien bis zum Ende des Alten Reichs währende Verflechtung wird in diesem Buch vielfach aufge?wiesen, doch nicht eigens thematisiert. Denn Girolamo Arnaldi, einer der renommiertesten Mediävisten Italiens, hat für die eigenen Landsleute geschrieben (italienische Ausgabe 2003), ausgehend von der alten Frage, ob jene Invasionen oder aber Reaktionen darauf zur Ausbildung spezifisch italienischer Identitäten beigetragen hätten. Arnaldis knappe Darstellung ist für die lunga durata bis zum Ende des Mittelalters gut gelungen; sie führt den Leser nach Rom, Neapel und Palermo, nach Mailand, Monza, Pavia und Castelseprio, nach Ravenna und Venedig, nach Aquileia und Trient (welch letzteres aber kein Fürstentum, sondern ein Fürstbistum war und als solches nicht bis 1364, sondern bis 1803 bestanden hat). Im Kapitel über die Langobarden werden die Anfänge des päpstlichen Staates und der Republik Venedig mit behandelt; in denen über die Salier und die Staufer die freien Kommunen Nord- und Mittelitaliens, die aus den Aufständen gegen diese Herrscher entstanden. Damit begann eine eigenständige italienische Politikgestaltung, welche im Quattrocento zu der von Arnaldi skizzierten „Freiheit Italiens“ im Gleichgewicht seiner fünf größeren Staaten geführt hat. Doch schon in den neuen Italien-Kriegen zwischen Frankreich und Habsburg (seit etwa 1500) ist sie untergegangen. Immerhin aber war die Renaissance auch eine Epoche der politischen Geschichte Italiens, die wichtigste vor dem Risorgimento!

Informativ ist auch das Kapitel über die von Absolutismus und kultureller Rückständigkeit, freilich auch durch Friedenswahrung und Schutz vor den Osmanen geprägte spanische Periode (1559 – etwa 1700). Dagegen bleiben die letzten beiden Kapitel, die von den um die Mitte des 18. Jahrhunderts neu eingesetzten habsburgischen und bourbonischen Monarchen bis zum Zweiten Weltkrieg führen, oberflächlich. Daß Italien als Nationalstaat selbst zum Invasor geworden ist, wird nur beiläufig erwähnt.

Arnaldis Buch wurde vom Verlag bestens ausgestattet und von Friederike Hausmann sehr gut übersetzt. Daß sie den mittelalterlichen deutschen Namen Poppo nicht kennt und daher den von Kaiser Heinrich II. in Aquileia eingesetzten Patriarchen als Poppone bezeichnet, wird man der Zeithistorikerin nachsehen. Aber was dem nun auch an deutsche Leser gerichteten Buch fehlt, ist eine Liste der wichtigsten deutschsprachigen Werke zur Geschichte Italiens. Wie kann man die Kommunen ohne Hinweis auf die Bücher von Gerhard Dilcher und Hagen Keller, Kaiser Friedrich II. ohne Angabe der Studien von Ernst Kantorowicz und Carl Arnold Willemsen, wie den habsburgischen Reformismus ohne Hinweis auf die Werke von Adam Wandruszka präsentieren? Und das sind nur drei Beispiele!

Rezension: Lill, Rudolf

Anzeige
Arnaldi, Girolamo
Italien und seine Invasoren – Vom Ende des römischen Reiches bis heute
Verlag Klaus Wagenbach, Berlin 2005, 202 Seiten, Buchpreis € 23,50
Anzeige
DAMALS | Aktuelles Heft
Bildband DAMALS Galerie
Der Podcast zur Geschichte

Geschichten von Alexander dem Großen bis ins 21. Jahrhundert. 2x im Monat reden zwei Historiker über ein Thema aus der Geschichte. In Kooperation mit DAMALS - Das Magazin für Geschichte.
Hören Sie hier die aktuelle Episode:
 
Anzeige
Wissenschaftslexikon

Flor  〈m. 1〉 1 alle Blüten einer Pflanze 2 Blumenfülle, Blumenpracht … mehr

pal|pi|tie|ren  〈V. i.; hat; Med.〉 (wie das Herz) klopfen, schlagen [<lat. palpitare … mehr

Meer|en|gel  〈m. 5; Zool.〉 1 Angehöriger einer Überfamilie der echten Haie: Squatinidae; Sy Engelhai … mehr

» im Lexikon stöbern
Anzeige
Anzeige
Anzeige