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Kalifen und Assassinen – Ägypten und der Vordere Orient zur Zeit der ersten Kreuzzüge 1074 –1171

Halm, Heinz

Kalifen und Assassinen – Ägypten und der Vordere Orient zur Zeit der ersten Kreuzzüge 1074 –1171

Dieses Buch ist der letzte Teil einer Trilogie über die Geschichte der schiitischen, genauer: ismailitischen Dynastie der Fatimiden, die als Rivalen der sunnitischen Abbasiden in Bagdad die Kalifenwürde beanspruchten. Sie gründeten von Syrien aus im heutigen Tunesien ein eigenes, von den Abbasiden unabhängiges Reich. Nach drei Generationen gelang den Fatimiden die Eroberung Ägyptens, wo sie als neue Hauptstadt in Konkurrenz zu Bagdad Kairo (al-Qahira) gründeten.

Die ersten beiden Bände des Tübinger Islamwissenschaftlers umfassen die Jahre von 875 bis 1074, der abschließende dritte Band behandelt die am Hof zu Kairo von Intrigen und Mordanschlägen beherrschte Zeit des Niedergangs fatimidischer Macht bis zum Schicksalsjahr 1171. Da stürzte Saladin – der spätere Sultan und Vorkämpfer des Islam gegen die Kreuzrit-ter – das fatimidische Kalifat und führte so Ägypten wieder zum Sunnitentum, das heißt zur islamischen Orthodoxie, zurück.

Halms Darstellung ist weniger analytisch als vor allem ereignisgeschichtlich geprägt, sehr stark erzählend, flüssig geschrieben und angenehm zu lesen. Verglichen mit den meisterhaften ersten beiden Bänden fällt der dritte insofern etwas ab, als zumindest dem Fachmann inhaltlich nicht allzu viel Neues geboten wird. Dennoch findet der Leser viel Wissenswertes. Von besonderem Interesse ist unter anderem die mit den Fatimiden eng verbundene Geschichte der berühmt-berüchtigten Mördersekte der Assassinen in Iran und Syrien, die Halm ausführlich in mehreren Abschnitten behandelt.

Natürlich sind bei einer so breiten und zugleich detailreichen Darstellung kleinere Fehler kaum zu vermeiden: So ist etwa nicht Nuraddin der Eroberer von Edessa, sondern dessen Vater Zengi. Außerdem sind Halms Bemerkungen über den von Nuraddin propagierten Dschihad gegen das Königreich Jerusalem und die anderen Kreuzfahrerstaaten zu wenig differenziert. Mehrfach nämlich war für Nuraddin – wie schon für seinen Vater Zengi und später dann auch für seinen Nachfolger Saladin – der Dschihad nur Mittel zum Zweck der eigenen Machterweiterung auf Kosten seiner muslimischen Nachbarn.

Fragwürdig ist zudem die von Halm bezüglich des syrischen Emirs Usama ibn Munqidh getroffene Feststellung, dass sich dessen „Lebensweise, sein Habitus und sein Ethos nur wenig von dem der fränkischen Ritter“ unterschieden habe. Tatsächlich trifft dies nur ausnahmsweise zu, wie eindeutig aus Usamas berühmten Memoiren hervorgeht.

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Von besonderer Bedeutung für die Geschichte der späten Fatimiden ist nicht zuletzt die Geschichte der Kreuzzüge und Kreuzfahrerstaaten, denn nach der Eroberung der für Verteidigung und Angriff strategisch wichtigen Hafenstadt Askalon im Jahr 1153 hat der König von Jerusalem in den 60er Jahren des 12. Jahrhunderts mehrmals militärisch in Ägypten eingegriffen. Er hat damit letzten Endes bewirkt, dass Damaskus und Kairo unter die Herrschaft eines Mannes, nämlich Saladins, kamen und die Kreuzfahrerstaaten dadurch in eine ihre Existenz gefährdende Zange der Muslime gerieten. Mit der Geschichte der Kreuzzüge jedoch ist Halm nicht sonderlich vertraut bzw. gibt er zum Teil einen veralteten Forschungsstand wieder.

Als im Grunde überflüssiges Füllsel sind die Halms Darstellung abschließenden neun ereignisgeschichtlichen „Ausblicke“ zu betrachten, die kaum einmal neue Perspektiven eröffnen.

Rezension: Prof. Dr. Hannes Möhring

Halm, Heinz
Kalifen und Assassinen – Ägypten und der Vordere Orient zur Zeit der ersten Kreuzzüge 1074 –1171
Verlag C. H. Beck, München 2014, 431 Seiten, Buchpreis € 34,95
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