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Kambodscha unter den Roten Khmer – Die Erschaffung des perfekten Sozialisten

Daniel Bultmann

Kambodscha unter den Roten Khmer – Die Erschaffung des perfekten Sozialisten

Kambodscha ist nicht nur wegen seiner grandiosen Tempel der Angkor-Zeit bekannt; vielen Interessierten kommen die mörderischen Jahre des Diktators Pol Pot in den Sinn. Die Herrschaft der „Roten Khmer“, die nur vier Jahre, von 1975 bis 1979, währte, kostete mindestens 1,67 Millionen Kambodschaner das Leben. Hinzu kommen die Toten des intensiven US-Bombenkriegs.

In der historischen Forschung zu den „Roten Khmer“ tut sich Neues. Neben den Klassikern wie Ben Kiernan (etwa „The Pol Pot Regime. Race, Power, and Geno‧cide in Cambodia under the Khmer Rouge, 1975 –79“, 1997) und David Chandler („Brother Number One. A Political Biography of Pol Pot“, 2000) bearbeiten vor allem auch junge kambodschanische Autoren und Filmemacher – etwa Vannak Huy und Thet Sambath – das sogenannte Demokratische Kamputschea. Anders als viele vermuten, war Pol Pots Staat auch ein bürokratisches System, das vieles dokumentierte. Das Documentation Center of Cambodia (DC-CAM) sammelt und ordnet diese Hinterlassenschaften, zu denen sogar Propagandafilme gehören.

Das Buch von Daniel Bultmann mit dem Titel „Kambodscha unter den Roten Khmer“ hat sich nun nicht weniger zum Ziel gesetzt, als endlich den „seit Jahrzehnten überfälligen Überblick über die Geschichte der Roten Khmer“ zu geben. Dies ist angesichts der Fülle von Forschungen und etlichen, auch sehr aktuellen, Gesamtdarstellungen mehr als ambitioniert.

Der Band ist in gewohnter Weise strukturiert und setzt wie viele andere im Jahr 1863 ein, in jenem Jahr, als Kambodscha französisches Protektorat wurde. Über die folgenden knapp 260 Seiten werden die Geschichte der antikolonialen Bewegung und schließlich König Sihanouks Politik zwischen den Fronten des Kalten Krieges referiert, um schließlich zu den Pol-Pot-Jahren und seiner Nachgeschichte zu kommen. Angesichts des knappen Raums muss zwangsläufig vieles unerwähnt bleiben.

Als Leser würde man sich neben lesbaren Karten an einigen Stellen tiefergehende Informationen wünschen. Die Strukturen des globalen Kalten Krieges und seine Besonderheiten in einem postkolonialen Land wären sicherlich einige Sätze mehr wert gewesen, ebenso die Bedeutung der tiefverwurzelten Traditionen Kambodschas bis hin zur Angkor-Zeit, die selbst ein Pol Pot aufgriff. Angkor Wat blieb gerade auch für die „Roten Khmer“ ein zentraler politischer Bezugspunkt.

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Gewöhnungsbedürftig sind zudem etliche sprachliche Besonderheiten, und die ambitionierte Zielsetzung des Autors gerät ins Hintertreffen, wenn es vor allem um (teils konstruierte) Abgrenzungen zu anderen Autoren geht, bis hin zu grotesken Verzerrungen ihrer Aussagen, obwohl viele ihrer Gedankengänge übernommen werden.

Rezension: Prof. Dr. Bernd Stöver

Daniel Bultmann
Kambodscha unter den Roten Khmer – Die Erschaffung des perfekten Sozialisten
Verlag Ferdinand Schöningh, Paderborn 2017, 265 Seiten, Buchpreis € 39,90
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