Buch des Jahres und Platz 1 in der Rubrik „Biographien“ beim DAMALS-Buchwettbewerb 2013
Sie alle beriefen sich auf Karl Marx: die organisierten Arbeiter des 19. Jahrhunderts, die russischen Revolutionäre, die Befreiungsbewegungen in den einstigen Kolonien, die Regime im Ostblock, die Rebellen der 1960er Jahre in Europa und den USA. Gerade in den Zeiten von Wirtschafts- und Finanzkrisen wird die Aktualität der Marx‘schen Theorien gepriesen. Jonathan Sperber beschreitet in seiner großen Biographie einen anderen Weg: Er zeigt den Philosophen, Ökonomen und Journalisten nicht als Propheten der Gegenwart, sondern als Menschen des 19. Jahrhunderts, voller Emotionen und Widersprüche. Die Leser können Marx neu entdecken. Sie erleben ihn als zugewandten Ehemann und Familienvater, als Journalisten mit spitzer Feder, als Revolutionär im Exil, in ständiger Geldnot. Seine wichtigsten Weggefährten erhalten ebenfalls deutliche Konturen, allen voran die Ehefrau Jenny von Westfalen und Friedrich Engels, ohne dessen finanzielle Zuwendungen Marx sein Werk nicht hätte schaffen können. Akribisch recherchiert, voller Anschaulichkeit und glänzend geschrieben, ist die Marx-Biographie von Jonathan Sperber unser „historisches Buch des Jahres 2013“. Es ist das Europa des 19. Jahrhunderts mit seinen revolutionären Umbrüchen und politischen Visionen, das Jonathan Sperber immer wieder in seinen Bann zieht. Besonders mit der deutschen Geschichte hat sich der amerikanische Historiker intensiv beschäftigt. Sein Buch über die rheinischen Demokraten und die Revolution von 1848/49, das er 1991 publizierte, ist preisgekrönt. Sperber wurde 1952 in New York City geboren und promovierte an der Universität von Chicago. Seit 1984 lehrt der bei den Studenten sehr beliebte Sperber Geschichte an der University of Missouri, Columbia. 2005 erhielt er die Würde eines „Curators’ Professor“, mit der in den USA nur hervorragende Wissenschaftler bedacht werden. Sein Buch über Karl Marx ist seine erste Biographie, die erkennbar stark auf seinem immensen Wissen über das 19. Jahrhundert basiert.
Rezension: Dr. Heike Talkenberger
