Die Tragödie des Hans Hermann von Katte gehört zu den bekanntesten Ereignissen aus der Jugend Friedrichs des Großen: Die Mißhandlungen durch den Vater, die gescheiterte Flucht – und der Zwang, die Hinrichtung des Freundes und Helfers mitansehen zu müssen, haben meist als Beleg für die Grausamkeit des “Soldatenkönigs” herhalten müssen, der ein Urteil des Köpenicker Kriegsgerichts eigenhändig verschärft und Katte zum Tod verurteilt hatte. Jürgen Kloosterhuis erzählt die Ereignisse anhand der Akten, unter Einbeziehung der Vorgeschichte der Flucht. Dabei kommt er nüchtern und ohne das in dieser Frage so oft bemühte Pathos zu dem Ergebnis, daß Friedrich Wilhelm I. gar nicht anders handeln konnte, so grausam dies aus heutiger Sicht klingen mag. Auch die Anweisung, daß Friedrich die Hinrichtung Kattes mitanschauen mußte, erscheint bei Kloosterhuis in einem anderen Licht: Durch die Anordnung von Kattes Hinrichtung vor seinen Augen habe der König dem Kronprinzen “und aller Welt” sichtbar machen wollen, “wer die eigentliche Verantwortung für Hans Hermanns Katastrophe trug”: sein eigener Sohn und Thronfolger.
Rezension: Oster, Uwe A.