Der Titel lockt ein Schmunzeln auf die Lippen. Allerdings könnten frisch gewonnene Interessenten gedanklich in eine falsche Richtung abgleiten: Antiautoritär gleich Gleichgültigkeit? Oft wird der antiautoritäre Stil nämlich mit einer Laissez-faire-Erziehung verwechselt. Richtig ist: Antiautoritär heißt, Kindern möglichst große Freiräume zur Entfaltung ihrer Fähigkeiten zu bieten. Laissez-faire bedeutet hingegen, dass Eltern eine völlige Gleichgültigkeit gegenüber dem Verhalten ihres Kindes und dessen Folgen an den Tag legen. Hier geht es also nicht um totalen Wildwuchs im Garten. Hier geht’s um permanente Veränderung durch die Pflanzen selbst und um „Toleranz fürs Ungeplante – was aber nicht verwechselt werden darf mit Nichtstun“, schreibt Landschaftsarchitektin Simone Kern. Im Zentrum ihrer Philosophie stehen heimische ein- oder zweijährige Blütenpflanzen, die unzählige Samen ausbilden und sich rasant ausbreiten. Perfekte Arten wie Storchschnabel, Akelei, Stockrose, Fingerhut oder Ringelblume stellt das Buch ausführlich vor. Anfangs muss der Gärtner viel Geduld aufbringen und lernen zu beobachten, wo sich die Pflanzen besonders wohlfühlen. Wie er dann eingreift und lenkt – ja, das ist mit Arbeit verbunden, das zeigt Kern auf anschauliche Weise. Doch nach drei bis fünf Jahren wogt ein insektenfreundliches Blütenmeer, das sich selbst gestaltet und kaum Arbeit macht.
Simone Kern
Der antiautoritäre Garten
Gärten, die sich selbst gestalten
Kosmos. 128 Seiten, 19,99 €