Statt fertiger Glaubenssätze ist für den Journalisten der „Süddeutschen Zeitung“ Thomas Steinfeld das Werk von Marx durch ständiges Revidieren, Umformulieren, neu Denken gekennzeichnet; es zeuge von der Arbeit eines „rastlosen Intellektuellen“. Dessen Theorien weisen auch für Steinfeld weit über Marx’ eigene Zeit hinaus. Er bietet uns kulturgeschichtlich informierte Essays, die sich jeweils mit Kernbegriffen des Marx’schen Werkes befassen und diese bis in die Gegenwart fortdenken; Essays etwa zu „Geld“, zu „Kapital“, „Eigentum“, „Arbeit“ oder „Revolution“. So heißt es im Kapitel „Arbeit“ über deren Bedeutung: „Der Triumph der Arbeit ist der Triumph der bürgerlichen Gesellschaft“. Arbeit und Geld bilden die Mitte der Gesellschaft, in der der Mensch nicht nur die Pflicht, sondern auch das Recht haben sollte zu arbeiten. Doch zugleich sieht Marx die Notwendigkeit, den Arbeitstag zu verkürzen, ist für ihn doch sonst keine persönliche Freiheit denkbar, ein immer noch relevanter Gedanke. Die Zukunft der Arbeit aber bleibt offen. Fazit: ein sehr anregendes, instruktives Buch.
Rezension: Dr. Heike Talkenberger
Thomas Steinfeld
Herr der Gespenster
Die Gedanken des Karl Marx
Carl Hanser Verlag, München 2017, 286 Seiten, € 24,–