In den letzten Jahren rückt zunehmend die Erfahrungswelt von Kindern und Jugendlichen in den Mittelpunkt von Betrachtungen über die Zeit von 1930 bis 1945. Das Buch von Annemarie und Norbert Ohler weitet den Zeitraum bis 1949 aus, denn, so die Autoren, die Prägungen durch das NS-Regime konnten nicht so schnell wie das politische System überwunden werden.
Die Autoren haben zahlreiche Erinnerungen von Betroffenen gesammelt und zeigen, in welch hohem Maß Ideologie, Krieg und Mangelwirtschaft den Alltag von Kinder und Jugendlichen bestimmten. Familie und Schulbetrieb unterm Hakenkreuz, die Ausgrenzung von „Nicht-Ariern“ oder auch der sich langsam formierende Widerstand unter Jugendlichen sind einige der Themen, aber auch weniger Bekanntes, etwa die geheim gehaltenen Todesfälle in der Hitlerjugend von 1933 bis 1939 (insgesamt 166 Opfer) oder das „Schweizer Dorf “ in Köln, eine Klinik für traumatisierte Kinder.
Das letzte Kapitel erzählt von den Nachkriegsjahren und den materiellen Sorgen und Nöten, die den Alltag der Familien bestimmten. Man hätte sich allerdings eine intensivere Betrachtung der Situation in der Sowjetischen Besatzungszone gewünscht, um die in der Einleitung behaupteten dortigen Kontinuitäten mit dem NS-Regime besser nachvollziehen zu können.
Rezension: Carmen Fischer