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Königinnen vom Nil

Pfrommer, Michael

Königinnen vom Nil

Die Antike war eine von Männern dominierte Welt, in der es nur wenigen Frauen vergönnt war, wirkliche Macht auszuüben. Ägypten bildete eine rühmliche Ausnahme: Das Land brachte zu allen Zeiten seiner Geschichte starke Frauenpersönlichkeiten mit großem politischen Einfluß hervor, von denen Kleopatra VII. wohl die berühmteste ist. Diese gebildete, ehrgeizige Patriotin, deren Bild lange durch den Zerrspiegel der römischen Siegerpropaganda getrübt wurde und die bis heute als Inbegriff des verführerischen Ägypten gilt, war jedoch keine Ägypterin. Ihre Vorfahren, die aus Makedonien stammten, sicherten sich Ägypten nach dem Tod Alexanders des Großen als eigenständiges Königreich. Mit dem Aufstieg des ptolemäischen Herrscherhauses gewann auch ein Geschlecht legendärer Königinnen an Geltung, die mit der antiken Frauenrolle brachen und die Geschicke der damaligen Weltpolitik mitbestimmten. Diese machtbewußten Ptolemäerinnen standen im Zentrum einer TV-Dokumentation, die ARTE im Januar die-ses Jahres ausstrahlte. Als Begleittext zur Dokumentation wurde das vorliegende Buch von Michael Pfrommer ver-faßt, das Einblicke in Entstehung und Technik einer TV-Dokumentation im Spannungsfeld zwischen Wissenschaft und filmischen Anspruch geben möchte. Der Autor begibt sich auf eine Spurensuche nach Köni-ginnen, die als Göttinnen verehrt wurden, von denen aber nur einzelne Lebensepisoden bekannt sind und deren Ende meist gewaltsam war. Aus vielen Puzzleteilen zeichnet er die Geschichte der Ptolemäerinnen nach, die der Dichter Poseidippos im 3. Jahrhundert einst als „heiliges Geschlecht von Frauen“ betitelte. Und eine spannendere Lebensgeschichte als etwa die Arsinoes II. (275-270 v. Chr.) hätte kein Drehbuch aus Hollywood besser erfinden können. Schauplatz des Geschehens war Alexandria, glanzvolle Metropole des östlichen Mittelmeers, das sich unter den Ptolemäern zum geistigen und kulturellen Zentrum der gesamten hellenistischen Welt entwickelte. Heute ist das antike Alexandria nahezu verschwunden, versunken im Hafenbecken und von der modernen Stadt überbaut. Au-ßer einigen Gräbern und Trümmern existiert kaum etwas: weder Palastruinen, noch Tempel, nicht einmal Häusergrundrisse. Um einen Eindruck von der antiken Stadt zu vermitteln, ließ der Verfasser in Zusammenarbeit mit ei-nem „special effect Studio” diese mittels eines Modells aus Sperrholz und Gießharz „fernsehgerecht“ wieder auferstehen. Da die nachgebauten Modelle jedoch nicht auf archäologischen Ergebnissen, sondern allein auf Schilderungen antiker Autoren beruhen – und man sich deshalb nicht sicher sein kann, ob das jeweilige Bauwerk auch faktisch so aussah – hat seine Umsetzung mancherlei Kritik der Fachkollegen hervorgerufen. Nach Ansicht der Rezensentin jedoch zu unrecht. Das phantasievolle Modell, das Pfrommer nachdrücklich als seine eigene vorgestellte Wirklichkeit bezeichnet, läßt das antike Alexandria für den Betrachter so lebendig werden, daß die Stadt zum Greifen nahe scheint und geradezu zum Spazieren gehen einlädt. Buch und Film sind zwei Facetten eines Themas. Das Buch vertieft, gibt Hintergrundinformationen und bietet hervorragende Abbildungen, um dem Leser eine Vorstellung von der verlorenen Welt zu geben. Viele Motive, die nur sekundenlang auf dem Bildschirm zu sehen waren, können jetzt in Ruhe betrachtet werden. Wie etwa das Arsineion, ein Tempel mit magnetischer Kuppel, in dem eine Statue Arsinoes II. mit eisernem Haarschopf frei schweben sollte. Vor allem aber der kühne Entwurf des berühmten Friedhofs der Götter mit den Gräbern der Ptolemäer und dem Grabmal Alexanders des Großen, mal in der Morgendämmerung beleuchtet, mal des nachts geisterhaft bläulich angestrahlt, ist atmosphärisch so dicht und so gut gelungen, daß sich der Betrachter der Faszination dieser Bilder kaum entziehen kann. Die Rezensentin kann deshalb vorliegendes Buch nur wärmstens empfehlen.

Rezension: Sternberg-el-Hotabi, Heike

Pfrommer, Michael
Königinnen vom Nil
Verlag Philipp von Zabern, Mainz 2003, 128 Seiten, Buchpreis € 25,80
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