Ida Gräfin Hahn-Hahn galt in den bewegten Zeiten Mitte des 19. Jahrhunderts als „leicht anrüchiger Freigeist“. 1805 in eine mecklenburgische Adelsfamilie hineingeboren, musste Ida wegen der Schulden ihres Vaters einen reichen Vetter heiraten. Die Ehe wurde rasch geschieden, und die Gräfin tat sich mit einem verwitweten baltischen Baron zusammen. Dies und mehrere Affären brachten ihr den Ruf ein, der „freien Liebe“ zu frönen. Dazu trat die Dame auch noch als Autorin ausgesprochen erfolgreicher Gesellschaftsromane hervor. Doch dann kam die Wende: 1850 konvertierte Ida Hahn-Hahn zum Katholizismus und widmete sich fortan sozial-karitativen Werken.
Ihren Briefwechsel mit drei gekrönten Damen, mit Marie von Sachsen, Amalie von Sachsen und Erzherzogin Sophie von Österreich, kann man jetzt nachlesen. Engagiert werden religiöse, politische und literarische Fragen der Zeit diskutiert, wobei alle Briefpartnerinnen die Abneigung gegen das protestantische Preußen eint. Besonders zu Marie von Sachsen entwickelte die Gräfin eine tiefe Freundschaft. Die kommentierte Edition bietet so intime Einblicke in eine adlige Welt zwischen Beharrung und Umbruch.
Rezension: Dr. Heike Talkenberger