Bücher werden heute oft produziert, wenn es einen Jahrestag zu begehen gilt, so auch das Buch von Jürgen Manthey über Königsberg, das vor 750 gegründet und vor 60 Jahren fast zerstört wurde.
Manthey will ein Königsberg zeigen, das von seiner Randlage im Deutschen Reich ebenso geprägt war wie von seinen „Weltbürgern“, von Menschen, die für ein „besseres“ (als das preußische) Deutschland stehen. Eine außergewöhnliche Mischung von Bürgerbewußtsein, Staatsklugheit und kritischer Gelehrsamkeit habe Königsberg ausgezeichnet, das Manthey so auch in einem höheren Sinn zur Stadt Kants wird.
Seine Kronzeugen läßt der Autor in teilweise brillanten Porträts auferstehen, vom Deutschen Ritterorden über Kant, Gottsched, Herder, Fichte und Jacoby bis zu Eduard von Simson; auch Fanny Lewald und Hannah Arendt gehören zu seiner Auswahl.
Keine Frage, beeindruckend ist Mantheys Plädoyer für ein Königsberg als beispielhaftes republikanisches Staatswesen schon, aber hat er ein „epochales“ Buch geschrieben, wie der Verlag vollmundig verkündet? Hier müssen Zweifel angemeldet werden, denn die Geschichte Königsbergs sollte sich nicht in „großen Geistern“ und stadtbürgerlichen Ideen erschöpfen. Zu sehr betreibt Manthey eine „Höhenkamm-Sicht“ auf Königsberg, zu vieles muß dabei ausgeklammert bleiben.
Rezension: Talkenberger, Heike