Anzeige
1 Monat GRATIS testen, danach für nur 9,90€/Monat!
Startseite »

Konrad Adenauer – Ein Jahrhundertleben

Biermann, Werner

Konrad Adenauer – Ein Jahrhundertleben

Der Todestag des ersten Kanzlers der Bundesrepublik Deutschland jährt sich 2017 zum 50. Mal. Man darf deshalb mit vielen Aufsätzen und Büchern rechnen. Werner Biermann, der 2016 verstorbene Filmemacher und Journalist, breitet Konrad Adenauers Lebensweg, der von Bismarcks Kaiserreich bis zu den Beatles am Ende der 1960er Jahre reichte, in aller Ausführlichkeit aus. Neues zum Kanzler, der die Nachkriegsdeutschen durch seinen autoritären, altväterlichen Stil mit der Demokratie versöhnte, darf man nicht erwarten; die Quellen sind allesamt gesichtet, nur die jeweils individuellen Einschätzungen variieren noch ein wenig.

Über den Führungsstil in der „Kanzlerdemokratie“ wissen wir so gut wie alles: Dass Adenauer die Einbindung in die westliche Allianz vorantrieb – und sei es auf Kosten der ostdeutschen Landsleute –, ist bekannt; darüber, dass Adenauer nicht „pingelig“ war, wenn es galt, seine eigene Politik durchzusetzen, sind wir unterrichtet; dass er kein Zutrauen in „seine“ Deutschen hatte, auch. Zwölf Jahre NS-Diktatur hatten tiefe Spuren hinterlassen. Der rheinische Katholik misstraute allem „Preußisch-Protestantischen“.

Adenauers Beitrag zur deutschen Demokratie ist groß, aber er war nicht allein, und Biermann versäumt es, seine „Mitspieler“ auf der föderativen Ebene zu beleuchten. Dass „Bonn nicht Weimar“ wurde, wie der Schweizer Journalist Fritz René Allemann 1959 schrieb, war nicht nur Adenauers Verdienst. Statt dar-auf einzugehen, zeigt uns Biermann noch einmal den Kanzler im Wahlkampf 1957, wo er „keine Experimente“ wollte. Wir sehen Adenauer, wie er Umgang mit Altnazis pflegte, die ihm zuwider waren – aber er konnte sein Volk nicht austauschen.

Die „Kanzlerdämmerung“ war dramatisch. Der „Alte“ glaubte, ohne ihn sei Deutschland verloren. So wollte er Bundespräsident werden und wie sein Freund Charles de Gaulle in Frankreich eine präsidiale Regierungsform durchsetzen. Parteifreunde stoppten ihn und verwiesen auf das Grundgesetz. Danach warf Adenauer, wo es nur ging, seinem Nachfolger Ludwig Erhard Knüppel zwischen die Beine. Der Abschied von der Macht fiel ihm schwer.

Die Totenfeier für die Gründergestalt der Bundesrepublik im April 1967 geriet zur ersten großen Selbstdarstellung Westdeutschlands vor der Welt, und Ben Gurion nannte Adenauer „ein Sinnbild der wiedererwachenden Menschlichkeit“. Biermann spickt all das, was man weiß, noch einmal mit trefflichen Zitaten, und seine Sprache ist flott.

Anzeige

Stärker als in anderen Biographien wird aber herausgearbeitet, dass der späte Adenauer ohne den frühen nicht zu verstehen ist. Seine Karriere im Kaiserreich und in der Weimarer Republik als Oberbürgermeister von Köln nehmen deshalb mehr als die Hälfte des Buches ein. Deutlich werden vor allem die Schwächen und Ängste Konrad Adenauers – auch die Schicksalsschläge. Der Tod seiner zweiten Frau im Jahr 1948 war für ihn wie eine Amputation. Die Macht wurde zu Adenauers Tonikum, das ihn am Leben hielt.

Rezension: Prof. Dr. Edgar Wolfrum

Biermann, Werner
Konrad Adenauer – Ein Jahrhundertleben
Rowohlt Berlin Verlag, Berlin 2017, 624 Seiten, Buchpreis € 29,95
Anzeige
DAMALS | Aktuelles Heft
Bildband DAMALS Galerie
Der Podcast zur Geschichte

Geschichten von Alexander dem Großen bis ins 21. Jahrhundert. 2x im Monat reden zwei Historiker über ein Thema aus der Geschichte. In Kooperation mit DAMALS - Das Magazin für Geschichte.
Hören Sie hier die aktuelle Episode:
 
Anzeige
Wissenschaftslexikon

Nat|ter  〈f. 21; Zool.〉 1 〈i. w. S.〉 Angehörige einer Familie der Schlangen: Colubridae 2 〈i. e. S.〉 Angehörige einer Unterfamilie der Nattern mit u. ohne Giftzähne: Colubrinae; … mehr

Ka|tarrh  〈m. 1; Med.〉 1 entzündliche Reizung der Schleimhäute mit vermehrter Flüssigkeitsabsonderung (Blasen~, Gebärmutter~, Magen–Darm–~) 2 〈umg.〉 Schnupfen, Erkältung … mehr

OmU  〈Kino; TV; Abk. für〉 Original mit Untertiteln

» im Lexikon stöbern
Anzeige
Anzeige
Anzeige