Das turbulente vierte nachchristliche Jahrhundert ist entscheidend von einem Mann geprägt worden, der als erster christlicher Kaiser in die Geschichte eingegangen ist: Konstantin der Große erkannte das Christentum als Religion an und ließ sich kurz vor seinem Tod selbst taufen. Die Stiftung christlicher Kultbauten gehörte ebenso wie die Privilegierung katholischer Kleriker zu der Politik des römischen Herrschers, eine prochristliche Gesetzgebung schreibt der Autor ihm jedoch nicht zu. Bis in unsere heutige Zeit weist das Bild Konstantins legendenhafte Züge auf, nicht zuletzt aufgrund der Instrumentalisierung seiner Person durch die Kirche, die ihn als Begründer einer staatlich legitimierten Religion hervorhebt. Der Bamberger Althistoriker Hartwin Brandt distanziert sich kritisch von einseitigen Lebensbeschreibungen der Spätantike und stellt in seiner Biographie die politische Rationalität des Herrschers heraus, dessen Politik auf den Erhalt seiner Macht ausgerichtet war. Die Hinwendung zum Christentum erweist sich dabei als Folge persönlicher religiöser Neigungen und staatsmännischen Kalküls. Der flüssige Schreibstil, die Kunst des Autors, komplexe Sachverhalte in verständlicher Sprache zu erklären und eine kritische Beleuchtung der Quellenlage machen das Buch lesenswert.
Rezension: Laser, Bettina