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Kontrolle der Macht. – Formen und Regeln politischer Beratung im Mittelalter.

Althoff, Gerd

Kontrolle der Macht. – Formen und Regeln politischer Beratung im Mittelalter.

In seiner beispielgebenden Studie über die „Spielregeln der Politik im Mittelalter“ (1997) beklagt der Münsteraner Historiker Gerd Althoff, dass die Beratung, obwohl sie „in so vielen Bereichen des mittelalterlichen Lebens eine Zentralfunktion“ eingenommen habe, bisher wenig erforscht worden sei. Dies liege unter anderem daran, dass die Forschung längere Zeit „auf ein machtvolles deutsches Königtum“ fixiert war, das keine Begrenzung zu dulden schien. Oder Historiker hingen dubiosen Versuchen nach, die „Wurzeln der mittelalterlichen Beratung“ in der germanischen Thingversammlung zu sehen.

Das Forschungsdefizit schließt Althoff in seiner jüngsten Arbeit über die „Formen und Regeln politischer Beratung im Mittelalter“. Es ist ein anregendes, lesenswertes Buch, für Fachkollegen genauso wie für historisch interessierte Laien. Strikt unterscheidet der Autor zunächst formell-öffentliche und informell-vertrauliche Beratungen sowie Beratungen zwischen bzw. innerhalb von Verbänden. Aufmerksam verfolgt er in chronologisch angeordneten Schritten, die ihn von der Karolingerzeit zu den Staufern führen, den Werdegang der Beratung im historisch bedeutsamen Detail, indem er Akteure, Orte und Rituale in den Blick nimmt.

Schriftliche Regelwerke, die vorzeichnen, wie solche Gespräche abzulaufen hätten, gibt es für den Zeitraum vom 10. bis zum 12. Jahrhundert nicht. Die Regelhaftigkeit – Althoff spricht von Gewohnheiten – solcher Gespräche erschließt sich allein aus der „Praxis“ bzw. aus den Quellen, in diesem Fall vornehmlich aus Hagiographie und zeitgenössischer Geschichtsschreibung, die jeweils eigenen erzählerischen Gesetzmäßigkeiten unterliegen.

Mehrfach hebt Althoff auf die Fremdheit, die Andersartigkeit der politischen Verhältnisse im Mittelalter ab. Gleichwohl beschleicht einen das ungute Gefühl, auf allzu Vertrautes zu stoßen, wenn man liest, dass man im Informellen festlegte, was dann im Formellen beschlossen wurde. Der Weg vom Hof- zum Reichstag war lang und die Entwicklung keine lineare, wie Althoff überzeugend darlegt. Begrenzung erfuhr die herrscherliche Macht ohnedies erst in der Entgrenzung, nämlich dann, wenn Monarchen zu Tyrannen wurden und Verschwörer ihnen ihre Grenzen aufzeigten.

Rezension: Prof. Dr. Gabriela Signori

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Althoff, Gerd
Kontrolle der Macht. – Formen und Regeln politischer Beratung im Mittelalter.
Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2016, 360 Seiten, Buchpreis € 49,95
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