Wer nach tiefergehenden Aufschlüssen sucht, muss zu umfänglicheren Werken greifen. Eine packend zu lesende Gesamtdarstellung stammt vom Jenaer Historiker Georg Schmidt. Er befasst sich zunächst über mehr als 100 Seiten mit der Vorgeschichte des Krieges und macht zahlreiche Verunsicherungen für die Menschen aus, von der Reformation über die Angst vor den Türken und die wachsende gesellschaftliche Ungleichheit bis zum Hexenwahn.
Es folgt eine Darstellung des 30-jährigen Kriegsgeschehens, die durch analytische Klarheit besticht. Schmidt erzählt nicht nur, er erklärt die Geschehnisse und ordnet sie ein, bietet aber zugleich durch zeitgenössische Zitate aus Predigten und Flugschriften Anschaulichkeit und Konkretion. Der Leser erfährt, warum sich der Konflikt über Böhmen hinaus ausweitete, wie Gustav Adolf die Phantasien beflügelte, warum Wallenstein sterben und welche Probleme der Friedensvertrag lösen musste.
Am Ende bleibt eine verheerende Bilanz des Krieges: Mehr als die Hälfte ihrer Bevölkerung etwa verloren Brandenburg, Hessen, Franken, Bayern, Schwaben sowie das Elsass. Warum war der Krieg nicht zu stoppen? Eine Antwort: Alle Kriegsparteien glaubten sich mit Gott im Bund und erwarteten, der andere würde nachgeben – und so versagte das Krisenmanagement auf der ganzen Linie.
Rezension: Dr. Heike Talkenberger
Georg Schmidt
Die Reiter der Apokalypse
Geschichte des Dreißigjährigen Krieges
Verlag C. H. Beck, München 2018, 810 Seiten, € 34,–