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Kunde von den Mongolen – 1245 –1247. Hrsg. von Felicitas Schmieder.

Plano Carpini, Johannes von

Kunde von den Mongolen – 1245 –1247. Hrsg. von Felicitas Schmieder.

Die mongolische Invasion hat das lateinische Europa völlig überrascht. 1241 schlug ein nicht sehr bedeutendes mongolisches Heer schlesische und polnische Ritter bei Liegnitz, ein anderes, bedeutenderes, die ungarische Armee bei Mohi. Was waren das für Leute, die da aus dem unbekannten Osten kamen und so kämpften wie keiner sonst?

Dem Schrecken, ja der Panik mit Information – auch „geheimdienstlicher“ – zu begegnen war geboten. Und so schickte Papst Innozenz IV. eine Mission ins Ungewisse. Diese Mission sollte der Franziskaner Johannes von Plano Carpini leiten; er brach 1245 auf und kam 1247 wieder zurück, nachdem er tatsächlich die ferne Mongolei erreicht und Güyük, den damaligen Oberherrscher des mongolischen Weltreichs, gesehen und gesprochen hatte.

Das vorliegende Buch ist die Übersetzung seines Berichts. Es ist eine der wichtigen Quellen für die Mongolen, weniger für die Ereignisse der Eroberung als für das Leben der Eroberer und der von ihnen Eroberten. Felicitas Schmieder hat einen sehr les‧baren deutschen Text daraus gemacht. Die Einleitung und die Erläuterungen zeigen sie als die vorzügliche Kennerin der westlichen Wahrnehmung der Mongolen, die sie ist.

Nicht nur die Fahrt war eine Reise ins Ungewisse – das Verfahren des Autors war es auch. Denn er stützte sich auf seine Erfahrung, seine Augenzeugenschaft, auch gegen die Tradition: Man meinte ja zu wissen, was und wer am Rand der Welt anzutreffen ist: Monstren, Menschenfresser, die Völker von Gog und Magog hinter der Mauer, die Alex‧ander einst zum Schutz gegen sie errichten ließ. Man meinte auch zu wissen – die Altvorderen hatten es ja gesagt –, welche Gebirge, welche Ströme, welche Ebenen man durchquert, wenn man die nordöstliche Ecke der Welt ansteuert, und auch eine Vorstellung davon, wie weit es bis dahin ist, war fest verankert.

Das Neue an dem Bericht aber ist, dass Johannes diese Vorstellungen nicht „bedient“. Er bezieht sich nur sehr gelegentlich darauf, und dann nur vorsichtig, mit einer Distanzierung, er habe diese vom Hörensagen. Aber das, was er im Indikativ schreibt, das hat er gesehen, und er bemüht sich, das Gesehene in eine Sprache zu übersetzen, die seine Auftraggeber und seine übrigen Leser verstehen.

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Das Verdienst der Übersetzerin und Kommentatorin ist es, diese Arbeit des Autors deutlich zu machen. Wir können also den Bericht nicht nur als Bericht lesen – wir würden uns ohne Erläuterung über vieles wundern, manches verstünden wir nicht –, sondern auch als ein Dokument der Entwicklung der mittelalterlichen Weltsicht von der Tradition zur Erfahrung. Die erste Auflage des Buches ist 1997 erschienen. Schade, dass das Literaturverzeichnis nicht durchgehend angepasst worden ist.

Rezension: Prof. Dr. Manfred Taube

Plano Carpini, Johannes von
Kunde von den Mongolen – 1245 –1247. Hrsg. von Felicitas Schmieder.
Edition Erdmann, Wiesbaden 2015, 165 Seiten, Buchpreis € 24,00
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