Die Frage, ob die USA oder China heute Imperien sind und werden könnten, ist für den emeritierten Hannoveraner Osteuropa-Historiker Hans-Heinrich Nolte Ansatzpunkt, sich einer „kurzen“ (immerhin doch gut 500 Seiten langen) Geschichte der Imperien zuzuwenden. Er klärt die Frage, seit wann es diese Herrschaftsform gibt, untersucht deren Struktur und setzt sie in Beziehung zu Nationalstaaten und Unionen. Aus seinen historischen Analysen heraus möchte der Verfasser zur Frage, „welche Verfassung die Welt im 21. Jahrhundert braucht“, neue Perspektiven diskutieren.
Will man Noltes Ausführungen folgen, benötigt man einiges an Vorwissen. Er entwickelt einen Kriterienkatalog für die Bezeichnung eines Herrschaftsgebildes als Imperium und skizziert nach einem gleichbleibenden Aufbau die Entwicklung von 14 Imperien bzw. Hegemonialmächten. Dadurch können die Imperien gut miteinander verglichen werden. Rom gilt als „paradigmatisches Imperium“. Es folgen das China der Song-Dynastie, das mongolische oder das Osmanische Reich, später das Heilige Römische Reich, Indien, Russland oder Großbritannien. Nolte stellt jeweils die wichtige Rolle von Staatsreligionen bzw. einer starken Armee für die Imperienbildung heraus, während „Gegenbewegungen“ wie die Nationalstaatsbewegungen ein Imperium sprengen konnten.
Rezension: Dr. Heike Talkenberger