Das Römische Reich könne, so sagte im 2. Jahrhundert der Grieche Aelius Aristeides, dank seiner Straßen mit Briefen regiert werden. Als professioneller Lobredner war er zu solchen preisenden Aussagen zwar geradezu verpflichtet, doch diese Behauptung entsprach voll und ganz der Realität.
Damals befand sich das Römische Reich auf dem Höhepunkt seiner Macht, und die Kaiser wie die Bewohner des Imperiums konnten sich über ein Netz von Straßen freuen, das mit einer Länge von gut 100000 Kilometern einen beachtlichen Standard der reichsweiten Kommunikation ermöglichte. Völlig zu Recht werden die Straßen auch regelmäßig als Argument angeführt, wenn es darum geht, die zivilisatorischen Leistungen der Römer ins rechte Licht zu rücken. Da Archäologie und Geschichtswissenschaft immer wieder neue Erkenntnisse über die Römerstraßen zutage fördern, sind übergreifende Darstellungen auf dem neuesten Stand der Forschung hoch‧willkommen.
Margot Klee, ehemalige Leiterin der Römischen Abteilung des Museums Wiesbaden, spricht in ihrem Buch in kompetenter und informativer Form nahezu alle Aspekte des Themas an. Gelegentlich schüttet sie das Füllhorn ihres gesammelten Wissens allzu generös aus, so dass es dem Leser nicht immer leicht gemacht wird, sich an einer klaren Struktur der Darstellung zu orientieren. Aber dafür werden die Straßen eben nicht nur in ihrer technischen, sondern auch in ihrer kulturellen, gesellschaftlichen, politischen und wirtschaftlichen Qualität erfasst.
Einigen Straßen wie der „Königin der Straßen“, der Via Appia, widmet die Autorin einzelne, höchst instruktive „Steckbriefe“ mit kompakten, übersichtlichen Informationen. Auf häufig gestellte Fragen (Waren Römerstraßen immer gerade? Gab es Rechtsverkehr? Hatten die Straßen eine genormte Spurbreite?) finden sich zutreffende Antworten. Ausführlich kommen, neben den archäologischen Befunden, inschriftliche und vor allem auch literarische Texte zu Wort, bei denen es vielleicht sinnvoll gewesen wäre, sie in den Kontext zu plazieren, in den sie gehören.
Besonders hervorzuheben ist die ansprechende Aufma‧chung des Buchs. Karten, Fotos und Skizzen liefern ein hohes Maß an Anschaulichkeit. So ist es alles in allem lohnend, sich unter Anleitung der Autorin auf die Römerstraßen zu begeben und auf ihnen eine Reise durch die große weite Welt des Imperium Romanum zu unternehmen.
Rezension: Prof. Dr. Holger Sonnabend