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Lebenswelten Sibiriens – Aus Natur und Geschichte des Jenissei-Stromlandes

Goehrke, Carsten

Lebenswelten Sibiriens – Aus Natur und Geschichte des Jenissei-Stromlandes

Als einer der mächtigsten Flüsse Russlands liegt der Jenissei im Übergangsraum von West- zu Ostsibirien. 4287 Kilometer lang, stellt sein Flusslauf zudem eine natürliche Verbindung zwischen den arktischen Eiswüsten im Norden und den Steppen- und Gebirgslandschaften im Süden Sibiriens dar. Angesichts dieser Mittellage eignet sich der Jenissei mit seiner bewegten Geschichte vorzüglich als Fokus, in dem die historischen Metamorphosen von Natur und Gesellschaft Sibiriens anschaulich werden.

Diese Darstellungschance ergreift der Zürcher Emeritus Carsten Goehrke. In seinem neuen Werk verbindet er Struktur- und Alltagsgeschichte mit Geographie und Geschichte. Konzipiert als ein mit Karten und Abbildungen reichhaltig illustriertes Gesamtpanorama sibirischer Geschichte, richtet sich sein Buch an eine breite Leserschaft. Von den russischen Eroberungsfeldzügen und Jagdexpeditionen seit Ausgang des 16. Jahrhunderts nimmt Goehrke seine Leser mit auf eine spannende Zeitreise, die erst in der Gegenwart endet und sogar einen Blick auf die zukünftigen Folgen des Klimawandels wagt.

Die Lebenswelten der Kosaken, Trapper, Bauern, Verbannten und auch der bedrängten indigenen sibirischen Urvölker werden im Kapitel zur Zarenzeit ebenso kompetent geschildert wie die wissenschaftlichen Expeditionen des 18. Jahrhunderts, die Entstehung erster urbaner Zentren und die Veränderungen, die sich mit dem Bau der modernen Verkehrsschneise der Transsibirischen Eisenbahn seit Ende des 19. Jahrhunderts ergaben.

Im Kapitel über die (post)sowjetischen Entwicklungen untersucht Goehrke die fortschreitende wirtschaftliche Erschließung der sibirischen Naturschätze. Neben den Industrialisierungserfolgen geht er auf die massiven Umweltschäden ein. Ausführlich beschreibt der Autor ferner, wie das stalinistische Lagerimperium, der berüchtigte Archipel GULag, und die brutale Zwangsdeportation ethnischer Gruppen (Balten, Ukrainer, Polen, Deutsche und andere mehr) die Geschichte des Jenissei-Stromlands geprägt haben. Gebührende Beachtung schenkt Goehrke auch den wichtigsten Erinnerungsorten Sibiriens, so dem Baikalsee, der arktischen Bergbaustadt Norilsk, dem Industrie- und Wissenschaftszentrum Krasnojarsk und der stalinistischen Polarmagistrale.

In seinen Text streut Goehrke anschauliche, mitunter recht langatmige Zitate aus Reiseberichten ein und ergänzt diese durch persönliche Erinnerungen. Für den materialreichen Anhang hat er zentrale Quellenfragmente, interessante Lebensschicksale und Kurzbiographien der Zeitzeugen zusammengestellt, auf deren Schilderungen er immer wieder Bezug nimmt. Jede Überblicksdarstellung zwingt zu Auswahl und Konzentration. Mit ihrer geballten Informationsfülle sind Goehrkes historische Miniaturen meistens gelungen. Fachleute finden nur wenige Stellen, an denen es Grundsätzliches zu kritisieren gibt. Darum wird Goehrkes mitunter etwas sprunghaft komponiertes Buch sowohl im Handgepäck von Sibirien-Reisenden als auch im universitären Lehrbetrieb seinen angemessenen Platz finden.

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Rezension: Prof. Dr. Klaus Gestwa

Goehrke, Carsten
Lebenswelten Sibiriens – Aus Natur und Geschichte des Jenissei-Stromlandes
Chronos Verlag, Zürich 2016, 736 Seiten, Buchpreis € 71,00
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