Nylonstrümpfe, Boogie-Woogie und Goggomobil – in den 50er Jahren wurden die Entbehrungen der Kriegs- und unmittelbaren Nachkriegszeit allmählich überwunden, kehrte bei immer mehr Bürgern ein bescheidener Wohlstand ein – aber nur im Westen. Während immer mehr Westdeutsche sich am Ende des Jahrzehnts schon ein Auto oder wenigstens einen Motorroller, Urlaubsreisen und einen Fernseher leisten konnten, blieb der Alltag der DDR-Bürger stärker von Mangel und Verzicht geprägt. Das stark kriegszerstörte Leipzig ist Mittelpunkt des Fotobandes von Renate und Roger Rössing. Hier sieht man die Leipziger beim Aufräumen der Trümmer, beim Ernteeinsatz oder bei der Maidemonstration. Während die Schwarz-Weiß-Fotografien beeindrucken, fallen die Bildkommentare zuweilen unkritisch aus (etwa bei der Erläuterung zum Leipziger Sportfest von 1954.) Eine Reihe von Fotobänden zur Alltagskultur der 50er Jahre legt der Wartberg Verlag vor. Ob Kindheit, Freizeit oder Urlaubsfahrten, die Bilder vermitteln ein Lebensgefühl zwischen Tradition und Aufbruch, wobei sich eine Schere zwischen der Entwicklung in der Stadt und der auf dem Land auftat.
Rezension: Talkenberger, Heike