Jubiläen bringen Publikationen hervor – so auch die 500. Wiederkehr des Todestages von Leonardo da Vinci. Eine elegant geschriebene Biographie hat der Renaissance-Kenner Bernd Roeck verfasst. Sie orientiert sich ganz klassisch an den wichtigsten Lebensstationen des Universalgenies und zeichnet – stets mit kritischem Blick auf die Leonardo-Forschung – mit satten Farben ein nuancenreiches Gemälde von Leben und Werk des Künstlers.
Roeck macht sich daran, den kreativen Prozess zu rekonstruieren, der Leonardos Schaffen bestimmte und über den seine Skizzen, Zeichnungen und Gemälde so beredt Auskunft geben. Er schaut Leonardo quasi über die Schulter, wenn er seine Farben und Lasuren mischt, seine Feder spitzt, seine Experimente ersinnt. Und wie man die Eichhörnchenhaare der feinen Pinsel gegen Motten schützt, weiß der Leser nach der Lektüre auch.
Doch über die Kunstwerke und ihre Entstehung hinaus erfährt man erfreulich viel über Leonardos Alltagsleben, seine Vorlieben und Abneigungen, seine Freunde und Förderer, auch über seine ökonomische Situation. Und Lisa del Giocondo, die auf dem Gemälde „Mona Lisa“ porträtiert wurde, bleibt nicht nur die rätselhafte Schöne, sondern erhält in einigen Strichen eine biographische Kontur.
Rezension: Dr. Heike Talkenberger
Bernd Roeck
Leonardo
Der Mann, der alles wissen wollte
Verlag C. H. Beck, München 2019, 428 Seiten, € 28,–