Fast jede Entwicklung in der Geschichte oder Gegenwart muß(te) Projektstadien durchlaufen, die sich als nicht realisierbar oder zweckmäßig herausstellten. Träumereien und Utopien waren dabei keine Seltenheit. Oft konnten aber auch Projekte und Bauvorhaben nicht verwirklicht werden, weil es technische, wirtschaftliche oder militärische Umstände nicht erlaubten.
Dies gilt auch für die Luftschiffe und deren unterschiedliche Entwicklungsstadien. In dem von Wolfgang Meighörner herausgegebenen Katalog zu einer Ausstellung im Friedrichshafener Zeppelinmuseum stehen die nie realisierten Luftschiffprojekte im Mittelpunkt. In mehreren gut aufeinander abgestimmten Artikeln, etwa über den lenkbaren Luftzug Graf Zeppelins, die zahllosen nicht gebauten Passagier- und Militärluftschiffe in Deutschland, den USA, Großbritannien und anderen Ländern bis hin zu Projekten nach 1945, verschafft der Band einen interessanten Überblick über diese eher unbekannten Aspekte der Luftschiffahrt.
Der Katalog informiert außerdem über die Verwendung neuer Materialien, wie etwa Aluminium, die Grundlagenforschung der Aerodynamik und den Leichtbau generell, aber auch über die nach 1945 aufkommenden Ideen eines atomar angetriebenen Luftschiffes sowie großzügiger „Quasi-Raumstationen”.
Besonders eindrucksvoll sind die Projekte der Luftschiffbau Zeppelin GmbH von 1919. Unter der Leitung von Generaldirektor Alfred Colsman sollte für die US-Streitkräfte ein als „Postschiff” getarntes Reklame- und Propagandaschiff, schon auf den Namen LZ 125 getauft, gebaut werden. Die Entwürfe sahen ein luxuriöses Militärluftschiff – mit Salonsaal und exklusiven Möbeln – vor. Auch die Besatzung erhielt komfortable Einzel- und Doppelschlafkabinen.
Mit der Ausstellung, die noch bis zum 15. September 2002 im Zeppelin-Museum Friedrichshafen zu besichtigen ist, und dem begleitenden Katalog wird eine Lücke in der Erforschung der Luftschiffahrt geschlossen.
Das den Ausstellungskatalog abschließende Interview mit Max Mugler, langjähriger Geschäftsführer der Luftschiffbau Zeppelin GmbH und der 1993 gegründeten Zeppelin Luftschifftechnik GmbH, gibt einen lebendigen Einblick in die derzeitige Entwicklung der Luftschiffahrt. Der Mitinitiator des 1997 gebauten Luftschiffes „Zeppelin NT” (= Neue Technologie) beantwortet auch Fragen zur Wirtschaftlichkeit dieses Projekts.
Auf den letzten 16 Seiten des Katalogs werden die in der Ausstellung gezeigten 15 künstlerischen Arbeiten zum Thema Luftschiffahrt dargestellt und erläutert.
Fazit des gesamten Katalogs: übersichtlich, vielschichtig und trotzdem leicht verständlich
Rezension: Katrin Staude
