Ihr kometenhafter Aufstieg von der Bürgerstochter zur königlichen Mätresse vermag auch heute noch zu faszinieren: Die Rede ist von der Marquise de Pompadour, Favoritin des französischen Königs Ludwig XV. (vgl. DAMALS 3-2001). 1721 als Jeanne-Antoinette Poisson geboren und Tochter sozialer Aufsteiger mit besten Kontakten zum Pariser Bankenmilieu, erhielt die spätere „maîtresse en titre“ eine sorgfältige Erziehung, brillierte danach mit vielfältigen Talenten und ihrem blendenden Ausse?hen in der feinen Gesellschaft der Hauptstadt und konnte endlich 1745 die Gunst des Königs gewinnen. Damit war sie nicht nur am Ziel ihrer persönlichen Träume angelangt, sondern hatte zudem den gesellschaftlichen Ehrgeiz ihrer Familie und Gönner befriedigt, die durch sie Einfluß bei Hof erhielten. Selbstredend blieben Kritiker und Spötter nicht stumm, war doch die Pompadour die erste bürgerliche Mätresse am französischen Hof. Verletzende Spottgedichte auf die Schöne geben ein Zeugnis davon. Die politischen, wissenschaftlichen und künstlerischen Ambitionen der Pompadour, ihr nicht zu unterschätzender Einfluß auf den König und ihre gezielte Politik der Selbststilisierung durch Porträts wurden in den letzten Jahren durch neuere Forschungen und eine große Ausstellung erhellt. Nun ist eine neue Biographie von Uwe Schultz erschienen, locker geschrieben, gut lesbar, in Teilen durchaus kenntnisreich. So vermag Schultz den Aufstieg Jeannes plausibel zu machen und ein detailliertes Bild des Versailler Hoflebens mit seinen Intrigen und Usan?cen zu zeichnen. Eine reflektierte Haltung gegenüber dem schillernden „Mythos Pompadour“, bei dem Verehrung und Verachtung eine fast undurchdringliche Me?lange eingingen, sucht man jedoch vergebens. Zu unkritisch verarbeitet Schultz die problematischen Zeugnisse der Zeitgenossen. Daß etwa einige wichtige, angeblich von der Pompadour überlieferte Briefe gefälscht sind, fließt ebensowenig in Schultz’ Darstellung ein wie eine differenzierte Untersuchung der außerordentlich erfolgreichen Strategien der Marquise, ihre Macht bei Hof zu festigen und zu erhalten. Unter dem Stichwort „Die Macht der Liebe“ ist das Phänomen Pompadour jedenfalls ganz sicher nicht zu fassen. So wurde letztlich eine Chance vertan, eine Biographie der Pompadour auf dem neuesten Stand der Forschung zu liefern.
Rezension: Talkenberger, Heike