Zwischen 750 und 550 v. Chr. siedelten sich griechische Kolonisten in einer umfassenden Auswanderungswelle an den Küsten Süditaliens und Siziliens an. Die Ausstrahlung ihrer Kultur war so bedeutend, daß man die von ihnen bewohnten Landschaften noch in der Römerzeit als die „Magna Graecia“, als das „große Griechenland“, zu bezeichnen pflegte. Und tatsächlich gaben sich die Griechen in Italien griechischer als in der Heimat. Die Suche nach einer Identität in der Fremde und der interne Wettbewerb unter den einzelnen Griechenstädten setzten immense produktive Kräfte frei. Die Folge waren Spitzenleistungen auf dem Gebiet von Architektur, Kunst und Wissenschaft.
Der vorliegende Band zeichnet ein eindrucksvolles Bild dieser frühen griechischen Hochkultur in Italien. Ein „populäres Buch“ für „Nichtspezialisten“ haben die italienischen Autoren präsentieren wollen, das freilich auf hohem wissenschaftlichem Niveau steht und jederzeit den aktuellen Stand der Forschung widerspiegelt. Umfassend und kompetent informiert das opulente Werk sowohl über die geschichtlichen Hauptereignisse als auch, in systematischer Form, über die wichtigsten kulturellen Errungenschaften der Griechen in der Magna Graecia. Vorgestellt werden weiterhin 22 herausragende archäologische Stätten zwischen Kyme und Syrakus. Bei den faszinierenden Abbildungen ist das Bestreben hervorzuheben, die historischen Monumente, der Mentalität der Griechen entsprechend, auch in ihrem landschaftlichen Kontext zu erfassen.
Zu bemängeln ist nur, daß man sich für die deutsche Ausgabe nicht die Mühe gemacht hat, die Bibliographie, die überwiegend italienische Titel enthält, zu überarbeiten.
Rezension: Sonnabend, Holger