Lassen sich ausgestorbene Tiere molekulargenetisch wiederbeleben? Richard Stone schildert die Jagd nach gut erhaltenen Mammutresten.
NICHTS SCHEINTUNMÖGLICH in der schönen neuen Welt der Biologie unserer Tage. Da rückt auch die Wiederbelebung des ausgestorbenen Wollhaar- Mammuts für manche Forscher in den Bereich des Machbaren. Diese riesigen Elefanten-Verwandten mit dem zotteligen Fell überdauerten bis zum Ende der letzten Eiszeit im frostigen Norden Europas, Asiens und Nordamerikas, bis ihnen vor rund 10 000 Jahren das milder werdende Klima den Garaus machte. Wälder breiteten sich aus und verdrängten die Grassteppe als Lebensraum und vielleicht halfen auch Menschen mit der Jagd nach Fleisch und Fellen nach. Doch im Permafrostboden Sibiriens und Alaskas haben Mammut- Kadaver mit Haut und Haaren überdauert. Für wagemutige Forscher sind sie heute das Objekt der Begierde: In den kaum verwesten Körpern könnten sich, hoffen sie, Spermien erhalten haben, aus denen sich Mammuts klonen ließen. Doch wäre das wirklich möglich? Die Frage stellt sich so lange nicht, bis Genmaterial in ausreichender Menge und gut konserviert verfügbar ist. Und so schildert der amerikanische Wissenschaftsautor Richard Stone, der selbst an zwei dieser Expeditionen ins ewige Eis teilgenommen hat, vor allem die Jagd nach Mammut-Resten. Sein Buch ist trotz einiger Längen anschaulich und fesselnd geschrieben. Nur am Rande interessiert Stone allerdings das wie ich finde ungleich größere Problem, wie es um die derzeit unüberwindbaren gentechnischen Hindernisse und Risiken des Klonens steht. Vor diesem Hintergrund würden die ungeheuren (und kostspieligen) Anstrengungen russischer, japanischer und amerikanischer Forscher auf der Mammut-Jagd in einem anderen Licht erscheinen. Statt dessen entwirft Stone die Vision von einem Pleistocene Park irgendwo in Russland, in dem sich die auferweckten Mammuts tummeln sollen. Nach dem Motto: Wenn erst einmal klonfähige Spermien aus dem Permafrost-Kadaver eines Mammuts gewonnen sind, werden die Biotechnologen es schon hinkriegen, die Embryos nach der künstlichen Befruchtung einer Elefanten-Leihmutter einzusetzen, die die Mammut- Babys austrägt. Tatsache aber ist: Die Wiedergeburt des zottigen Urviechs ist derzeit tatsächlich nur ein für manche faszinierender Traum.
Dr. Matthias Glaubrecht, Evolutionsbiologe und Kurator am Museum für Naturkunde in Berlin