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Mao – Die Biographie

Pantsov, Alexander V./Levine, Steven I.

Mao – Die Biographie

Das öffentliche Interesse an Mao Zedong (1893 –1976) ist sowohl in China als auch im Westen ungebrochen. Mao erscheint im Gegensatz zu Hitler oder Stalin als vielschichtige Persönlichkeit. Die Bewertung des Verhältnisses seiner Errungenschaften und Verbrechen fällt selbst den Experten nicht leicht. Nun haben die beiden Historiker Alexander V. Pantsov und Steven I. Levine auf fast 1000 Seiten eine seriöse und wissenschaftlich abgesicherte Mao-Biographie vorgelegt. Sie stützt sich in erster Linie auf neu zugängliche sowjetische Quellen. Es gelingt den Autoren, Maos „Odyssee“ vom „Langen Marsch“ bis hin zum Sieg der Revolution 1949 eindringlich und spannend zu beschreiben. Auch Maos Privatleben, seine Ehefrauen und Geliebten werden vorgestellt, dankenswerterweise ohne in Klatsch und Tratsch zu verfallen. Die Autoren betonen die große Bedeutung der Unterstützung durch die Sowjetunion für den Sieg der chinesischen Revolution. Mao und die chinesischen Kommunisten emanzipierten sich in den 1930er und 1940er Jahren nicht von Moskau, sondern waren finanziell abhängig und koordinierten fast alle wichtigen Entscheidungen mit Stalin. So setzte Mao zwar seine Revolutionsstrategie „Vom Land die Städte einkreisen“ anfangs gegen die orthodoxen Kader durch, die auf städtische Aufstände setzten. Zum unumstrittenen Führer der Partei wurde Mao jedoch Mitte der 1930er mit Stalins ausdrücklicher Billigung, die es ihm ermöglichte, seine innerparteilichen Konkurrenten auszuschalten. Nach der Machtübernahme 1949 drängte Stalin die chinesischen Genossen, an der moderaten Bündnispolitik der „Neuen Demokratie“ festzuhalten. Der Übergang zum Aufbau des Sozialismus sei erst nach seinem Tod 1953 möglich gewesen, so die Autoren. Die Analyse der sowjetischen Quellen bringt viele neue Fakten ans Tageslicht. Leider wird die Sichtweise der Autoren jedoch davon einseitig geprägt. Mao erscheint über ganze Kapitel nur als braver Schüler Stalins und der Maoismus als „Abart des Stalinismus“. Bezüglich der Periode nach 1956, als sich China von der UdSSR emanzipierte, wird die Biographie deutlich schwächer. Die Kapitel zur „Kulturrevolution“ (1966 –1976) lassen diese große Massenbewegung als Wirrwarr von Intrigen eines paranoiden Mao erscheinen. Dabei stellte gerade die „Kulturrevolution“ das sowjetische Modell in Frage. Für Stalin wäre es unvorstellbar gewesen, Studenten und Arbeiter gegen den Parteiapparat rebellieren und gesellschaftliche Konflikte offen austragen zu lassen. Insgesamt kann das Buch jedoch empfohlen werden. Die definitive Mao-Biographie muss allerdings noch geschrieben werden.

Rezension: Prof. Dr. Felix Wemhauer

Pantsov, Alexander V./Levine, Steven I.
Mao – Die Biographie
S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2014, 992 Seiten, Buchpreis € 34,00
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