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Martin Luther – Rebell in einer Zeit des Umbruchs – eine Biographie

Schilling, Heinz

Martin Luther – Rebell in einer Zeit des Umbruchs – eine Biographie

Das Reformationsjubiläum 2017 wirft seine Schatten voraus – unter anderem mit einer voluminösen Biographie über Martin Luther aus der Feder des Historikers Heinz Schilling. Der Autor beginnt mit einem Problemaufriss. Als Boden, auf dem sich die Reformation entfalten konnte, nennt Schilling das neue, individuellere Frömmigkeitsideal der niederländischen devotio moderna und das verweltlichte, in einem „veräußerlichten Herrschaftsgestus“ erstarrte Papsttum. Dieses sei mit seiner rationalen Finanzverwaltung und seiner quasi-absolutistischen Herrschaft eigentlich „modern“ gewesen, während Luther, der gegen diese aus seiner Sicht „unevangelische“ Entwicklung opponierte, im Grund „unzeitgemäß“ gewesen sei.

Schilling schildert im Folgenden sachkundig und eindringlich die persönliche Entwicklung Luthers zum Reformator und die politischen Konstellationen, die der Reformation zum Durchbruch verhalfen: Luther konnte sich auf die erstarkenden Territorialherren stützen, die ihrerseits durch das Umschwenken auf den neuen Glauben ihre Position gegenüber dem Kaiser festigten. Der Reformator, der sich selbst als „Propheten“ einer neuen Heilsgewissheit verstand, verfügte zudem über ein belastbares Netzwerk von Mitstreitern vor allem in Wittenberg. Allein, neben dem „Giganten“ Luther bleiben seine Gefolgsleute und Gegner, mit Ausnahme vielleicht von Thomas Müntzer, in Schillings Darstellung seltsam blass. Nicht zuletzt dadurch wird die Vielgestaltigkeit der reformatorischen Bewegungen verflacht, geschweige denn, dass etwa der Beitrag der Frauen am reformatorischen Prozess geschildert würde (von Katharina Luther abgesehen).

Der katholischen Kirche auf der anderen Seite wird zwar eine gelungene Reformtätigkeit als Reaktion auf die Reformation eingeräumt und Ignatius von Loyola als großer Reformer benannt, doch überwindet Schilling nicht eine einseitig protestantische Sicht: Er feiert die Reformation als entscheidende Wende hin zur Moderne, die durch Säkularisation, Pluralität und Gewissensfreiheit gekennzeichnet sei. Bei dieser Wertung hat der Autor ganz offensichtlich die Leistung der Klöster als Orte von Bildung und Wissenschaft nicht im Blick.

Und wie steht es mit kritischen Blicken auf die Reformation? Als „Kosten“ der Glaubensspaltung nennt Schilling zwar die erbitterten Konfessionskriege des 16. und 17. Jahrhunderts, doch schreibt er letztlich eine konfessionell geprägte Geschichtserzählung, denn eine unvoreingenommene Würdigung des Katholizismus als „Gegenmodell“ mit seinen Stärken fehlt.

Rezension: Dr. Heike Talkenberger

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Schilling, Heinz
Martin Luther – Rebell in einer Zeit des Umbruchs – eine Biographie
C. H. Beck, München 2012, 714 Seiten, Buchpreis € 29,95
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