Der preußisch- deutsche Militarismus ist ein oftmals thematisiertes, aber immer noch umstrittenes Phänomen deutscher Geschichte. In „Militarismus in Deutschland. Geschichte einer kriegerischen Kultur“ greift der Militärhistoriker Wolfram Wette dieses Thema auf. Er geht im Gegensatz zu einigen anderen Historikern davon aus, dass der preußisch- deutsche Militarismus als eine Kontinuität in der deutschen Geschichte zu sehen ist. Wette zieht eine Verbindungslinie von der Entstehung der militaristischen Tradition im Preußen des 18. Jahrhunderts bis zur radikalsten Form des Militarismus im NS- Regime. Er zeigt dabei, wie tief zeitweise verschiedene Gesellschaftsschichten in Deutschland von militärischen Denkmustern durchdrungen waren und wie sie diese nach außen artikulierten: zum Beispiel in den Kriegervereinen oder in Verbänden, wie dem Alldeutschen Verband, im Kaiserreich, die einen immer aggressiveren Imperialismus forderten.
Er geht auch darauf ein, wie Frauen von der Dominanz des Militärischen erfasst wurden, als sie im Zug der beiden Weltkriege immer mehr ins Kriegsgeschehen involviert wurden: erst an der Heimatfront oder im Lazarett und später als Wehrmachtshelferinnen. In der unmittelbaren Nachkriegszeit sieht Wette Reste militärischer Ideale in den Wehrmachtseliten der Bundeswehr, die seiner Meinung nach immer noch in alten Denkmustern verharrten. Auch in der Außenpolitik der letzten zehn Jahre, in denen Kriegseinsätze der Bundeswehr im Ausland eine immer größere Enttabuisierung erfuhren, sieht er neue Tendenzen des Militarismus.
Wolfram Wette liefert einen fundierten Einblick in die Geschichte des Militarismus in Deutschland. Wünschenswert wäre allerdings ein Fazit, das die Ergebnisse seiner Arbeit zusammenfasst.
Rezension: Lange, Timo