Die neutrale Schweiz sah sich im Zweiten Weltkrieg von Feinden bedroht, allen voran von Nazi-Deutschland. Da hieß es, auch im Inneren gewappnet zu sein. „Geistige Landesverteidigung“ wurde das Motto der Stunde. General Henri Guisan, Oberbefehlshaber der Schweizer Armee, rief die Organisation „Heer & Haus“ (die die vaterländische Gesinnung der Armee stärken sollte) sowie einen Aufklärungsdienst ins Leben. Der sollte ermitteln, was das „Volk“ dachte; Tausende von Vertrauensleuten wurden rekrutiert, die Stimmungsberichte aus Stadt und Land nach Bern zu senden hatten. Eine (nicht erläuterte) Auswahl von diesen Rapporten hat der Schweizer Journalist Jürg Schoch ausgewertet. Unmut erzeugte die Rationierung von Lebensmitteln oder die Pressezensur, die darauf zielte, die Schweizer Neutralität nicht durch provokante Äußerungen gegenüber Deutschland zu gefährden. Und nicht wenige Schweizer empfanden Ressentiments gegenüber den verfolgten Juden, die in der Schweiz Zuflucht suchten – die Mischung aus Angst, Neid und Vorurteilen lässt an heutige Flüchtlings‧debatten denken.
Rezension: Dr. Heike Talkenberger