Antike Berichte von Reisen nach Palästina sind selten erhalten geblieben. Umso bemerkenswerter ist, dass der ausführlichste antike Bericht einer Pilgerfahrt ins Heilige Land von einer Frau stammt. Er liegt in Form von Briefen vor, die die aus dem spanischen Galicien (nicht, wie in der vorliegenden Ausgabe des Textes behauptet, aus Galizien) stammende Autorin namens Egeria wohl zwischen 381 und 384 an die „verehrten Damen Schwestern“ schrieb, eine Gruppe frommer Frauen, der sie angehörte.
Was hielt Egeria für wichtig? Die Orte der Bibel gaben die Reiseroute vor. Geleitet wurde die Pilgerin von „Reiseführern“, ortsansässigen Mönchen oder Klerikern, die jedoch zuweilen beliebige Trümmer und Überreste als biblisch ausgaben. Wacker bestieg Egeria die Berge des Landes, suchte die Erinnerungsstätten an das Wirken und Leiden Jesu in Jerusalem und Bethlehem auf, reiste aber auch nach Ägypten, zum Sinai und nach Mesopotamien. Dabei sieht sie „mit dem Auge des Glaubens“: Nur das Christliche bemerkt sie; alles andere samt großen Teilen der Bevölkerung blendet sie aus.
Rezension: Dr. Heike Talkenberger
Egeria – Itinerarium
Der antike Reiseführer durch das Heilige Land
Herder Verlag, Freiburg/Basel/Wien 2018, 202 Seiten, € 30,–