Anzeige
1 Monat GRATIS testen, danach für nur 9,90€/Monat!
Startseite »

Musen, Machtspiel und Mätressen – Eberhard Ludwig – württembergischer Herzog und Gründer Ludwigsburgs

Sauer, Paul

Musen, Machtspiel und Mätressen – Eberhard Ludwig – württembergischer Herzog und Gründer Ludwigsburgs

„Dieser Prinz ist so zerstreut und so seinen Vergnügungen hingegeben, dass er nur das Spiel und Plaudereien liebt“. Jacques Vincent Languet Comte de Gergy, von 1698-1702 französischer Gesandter am württembergischen Hof, war einer der vielen Zeitgenossen, die abfällig über Herzog Eberhard Ludwig von Württemberg sprachen. Auch manche Historiker nennen ihn einen unfähigen, prunksüchtigen Regenten. Paul Sauer wendet sich mit seiner unterhaltsamen Biographie „Musen, Machtspiel und Mätressen, Eberhard Ludwig – württembergischer Herzog und Gründer Ludwigsburgs“ gegen diese Auffassung. Er hebt dessen Verdienste in Regierung und Verwaltung hervor: Er vereinfachte die Steuereinziehung und ließ das Steuerkataster im Sinne einer Ertragsbesteuerung revidieren.

Ganz andere Dinge machen den von 1693 bis 1733 regierenden Eberhard Ludwig zur schillernden Figur. Paul Sauer befasst sich eingehend mit dessen Verhältnis zu Wilhelmine von Grävenitz, der „württembergischen Pompadour“. Knapp zehn Jahre nach seiner Heirat mit Johanna Elisabeth von Baden-Durlach provozierte der Herzog durch die Zweitehe mit der Hofdame einen Skandal: Bigamie und Todsünde wurden ihm vorgeworfen, bis er endlich der Annullierung der zweiten Ehe zustimmte. Nachdem seine Geliebte verbannt worden und eine Scheinehe mit dem Grafen von Würben eingegangen war, holte der Herzog sie zurück an den Hof, wo sie als seine offizielle Begleiterin die Gesellschaft dominierte. Seine gedemütigte Ehefrau blieb daher verbittert in Stuttgart zurück, als Eberhard Ludwig 1718 seine Residenz nach Ludwigsburg verlegte.

Mit dem Ausbau des „Jagdlusthauses zu Erlachhof“, das er in „Ludwigsburg“ umbenannte, rief der Herzog viele Kritiker auf den Plan. Sessel aus Paris und Spiegelrahmen aus Amsterdam waren nicht die einzigen Kostenfaktoren des prunkvollen Barockschlosses nach Versailler Vorbild. Eberhard Ludwig eiferte mit glanzvollen Festen, Theater- und Opernaufführungen Ludwig XIV. nach. Die Entstehung von Stadt und Schloss Ludwigsburg beschreibt der Autor ausführlich: Er versteht sein Buch als Beitrag zum 300-Jahr-Jubiläum der Stadt, deren Besiedelung Eberhard Ludwig ab 1709 mit der Garantie auf 15 Jahre Steuerfreiheit förderte.

Der Herzog überlebte seinen Sohn Friedrich Ludwig, der das einzige Kind aus der Ehe mit Johanna Elisabeth blieb. Noch kurz vor dessen Tod ermahnte Eberhard Ludwig in Briefen den bereits erkrankten Thronfolger und seine Frau Henriette Marie eindringlich, ihren ehelichen Pflichten nachzukommen und für Nachwuchs zu sorgen. Letztlich konnte der Monarch nicht verhindern, wovor ihm zu Lebzeiten graute: der Übergang des bisher evangelisch-lutherisch besetzten Throns an seinen katholischen Vetter Carl Alexander.

Ein Herzog, der seine Ehe durch die Liebe zu einer Hofdame zerstörte, sich dann in die Ehe seines Sohnes als Sittenwächter einmischte und kurz vor seinem Tod das Gerücht streute, seine 51-jährige Gattin sei schwanger – Paul Sauer beleuchtet in seiner detailreichen und kurzweiligen Biographie auch unbekannte Facetten des Erbauers von Ludwigsburg. Selbst für Neulinge auf dem Gebiet der Landesgeschichte ist das Buch dank der Erläuterungen zum historischen Kontext gut lesbar.

Anzeige

Rezension: Gnädinger, Constanze

Sauer, Paul
Musen, Machtspiel und Mätressen – Eberhard Ludwig – württembergischer Herzog und Gründer Ludwigsburgs
Silberburg-Verlag, Tübingen 2008, 280 Seiten, Buchpreis € 24,90
Anzeige
DAMALS | Aktuelles Heft
Bildband DAMALS Galerie
Der Podcast zur Geschichte

Geschichten von Alexander dem Großen bis ins 21. Jahrhundert. 2x im Monat reden zwei Historiker über ein Thema aus der Geschichte. In Kooperation mit DAMALS - Das Magazin für Geschichte.
Hören Sie hier die aktuelle Episode:
 
Anzeige
Aktueller Buchtipp
Wissenschaftslexikon

Te|leo|lo|gie  〈f. 19; unz.〉 Lehre, dass die geschichtliche Entwicklung von vornherein zweckmäßig u. zielgerichtet angelegt sei [<grch. telos … mehr

ver|kehrs|wid|rig  〈Adj.〉 gegen die Verkehrsregeln verstoßend ● ~es Verhalten

Ste|ga|no|gra|phie  〈f. 19; unz.; IT〉 = Steganografie

» im Lexikon stöbern
Anzeige
Anzeige
Anzeige